Über Haydn2032

Die Joseph Haydn Stiftung Basel organisiert, produziert und finanziert mit dem Projekt Haydn2032 zu Joseph Haydns 300. Geburtstag im Jahr 2032 die Aufführung und Aufnahme aller 107 Sinfonien des Komponisten mit den Orchestern Il Giardino Armonico und Kammerorchester Basel unter der künstlerischen Leitung von Giovanni Antonini, einem der angesehensten Spezialisten für barocke, frühklassische und klassische Musik.

Beginnend im Herbst 2014, soll bis im Jahr 2032 Haydns komplettes Sinfonien-Werk in 19 Konzertsaisons mit zwei Projekten im Jahr aufgeführt und aufgenommen werden.

Giovanni Antonini
Dirigent

Giovanni Antonini

Dirigent

Der gebürtige Mailänder Giovanni Antonini studierte an der Civica Scuola di Musica und am Zentrum für alte Musik in Genf. Er ist Mitbegründer des Barockensembles Il Giardino Armonico, dessen Leitung er seit 1989 innehat. Mit dem Ensemble trat er als Dirigent und als Solist für Block-und Traversflöte in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Südamerika, Australien, Japan und Malaysia auf. Er ist künstlerischer Leiter des Wratislavia Cantans Festival in Polen und Erster Gastdirigent des Mozarteum Orchesters und des Kammerorchesters Basel.
Antonini hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Viktoria Mullova, Giuliano Carmignola, Giovanni Sollima, Sol Gabetta, Sumi Jo, Emmanuel Pahud, Katia und Marielle Labèque sowie Kristian Bezuidenhout.
Dank seiner erfolgreichen Arbeit ist Antonini gefragter Gastdirigent bei vielen führenden Orchestern. So gastiert er etwa regelmässig bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem London Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra und dem Kammerorchester Basel.
Zu seinen Opernproduktionen gehören Händels «Giulio Cesare» und Bellinis «Norma» mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen. Im Jahr 2018 dirigierte er «Orlando» am Theater an der Wien und kehrte für Idomeneo an das Opernhaus Zürich zurück. In der Saison 21/22 wird er als Gastdirigent das Konzerthausorchester Berlin, Stavanger Symphony, Anima Eterna Bruges und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigieren. Außerdem wird er Cavalieris Oper «Rappresentatione di Anima, et di Corpo» für das Theater an der Wien und eine Ballettproduktion von Haydns «Die Jahreszeiten» für das Wiener Staatsballett mit den Wiener Philharmonikern dirigieren. 

Mit Il Giardino Armonico hat Giovanni zahlreiche CDs mit Instrumentalwerken von Vivaldi, J.S. Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke für Teldec aufgenommen. Mit Naïve nahm er Vivaldis Oper «Ottone in Villa» auf, und mit Il Giardino Armonico für Decca spielte er «Alleluia» mit Julia Lezhneva und «La morte della Ragione» ein, Sammlungen von Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit dem Kammerorchester Basel hat er die gesamten Beethoven-Sinfonien für Sony Classical aufgenommen und mit Emmanuel Pahud für Warner Classics eine CD mit Flötenkonzerten unter dem Titel «Revolution». Im Jahr 2013 dirigierte er eine Aufnahme von Bellinis «Norma» für Decca in Zusammenarbeit mit dem Orchestra La Scintilla.

Antonini ist künstlerischer Leiter des Projekts Haydn 2032, mit dem die Vision verwirklicht werden soll, bis zum 300. Jahrestag der Geburt des Komponisten sämtliche Sinfonien von Joseph Haydn aufzunehmen und mit Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel aufzuführen. Die ersten 12 Editionen sind beim Label Alpha Classics erschienen, jährlich sind zwei weitere Editionen geplant.

Die eingespielten Aufnahmen erscheinen als CD und als luxuriöse Vinyl-Sammleredition in Buchform. Für die Aufnahmen fungiert die französische Gruppe Outhere Music als Kooperationspartner.

Für die visuelle Ebene ist Haydn2032 eine Medienpartnerschaft mit der berühmten, 1947 von einer Gruppe Fotografen um Robert Capa und Henri Cartier-Bresson gegründeten Fotoagentur Magnum Photos eingegangen; letztere verantwortet die entsprechenden Fotoreihen zu jedem Projektthema. Bei jeder Einspielung wird ein Magnum-Fotograf in den künstlerischen Prozess einbezogen; seine Fotos bilden das CD-Cover und finden bei der grafischen Gestaltung der CD-Beihefte sowie in allen für die Öffentlichkeitsarbeit der Konzerte vorgesehenen Publikationen Verwendung.

Der in Basel geborene Schriftsteller Alain Claude Sulzer begleitet Haydn2032 als literarischer Berater. Zeitgenössische Schriftsteller umrahmen jedes Projekt mit einem Essay, der in Zusammenhang zum Programmthema steht. Die Essays werden im Rahmen der Haydn-Lesung bei den Konzerten in Basel von den Schriftstellern persönlich vorgestellt und anschliessend in der LP-Edition publiziert.

Magnum Photos

Magnum Photos

In 1947, following the aftermath of the Second World War, four pioneering photographers founded a now legendary alliance. Combining an extraordinary range of individual styles into one powerful collaboration, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, George Rodger and David Seymour started, over a celebratory bottle of champagne, the most important artists’ cooperative ever created: The Magnum Photos agency.

Magnum represents some of the world’s most renowned photographers, maintaining its founding ideals and idiosyncratic mix of journalist, artist and storyteller.

Magnum has documented most of the world’s major events and personalities since the 1930s; covering industry, society and people, places of interest, politics and news events, disasters and conflict. In short, when you picture an iconic image, but can’t think who took it or where it can be found, it probably came from Magnum.

Magnum Photos reaches a global audience and has established itself as the authentic, storytelling photographic brand. It remains loyal to its original values of uncompromising excellence, truth, respect and independence.

Alain Claude Sulzer
Literarischer Berater, Autor

Alain Claude Sulzer

Literarischer Berater, Autor

Alain Claude Sulzers Durchbruch erfolgte 2004 mit dem Roman «Ein perfekter Kellner», der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und für den er 2008 in Frankreich den renommierten Prix Médicis étranger erhielt. Weitere Romanveröffentlichungen: «Zur falschen Zeit» (2010), «Aus den Fugen» (2012), «Die Jugend ist ein fremdes Land» (2017) und «Unhaltbare Zustände» (2019). In diesem Herbst erscheint sein neuer Roman «Doppelleben». Regelmässige essayistische Tätigkeit, z. B. für die NZZ. Musikalisch-literarische Zusammenarbeit unter anderem mit Yaara Tal, Oliver Schnyder, dem Sinfonieorchester Basel und der Joseph Haydn Stiftung Basel (für das Projekt Haydn2032). 

Haydn2032 wird von Christian Moritz-Bauer und Prof. Dr. Wolfgang Fuhrmann musikwissenschaftlich begleitet und beraten.

Christian Moritz-Bauer
Musikwissenschaftlicher Berater

Christian Moritz-Bauer

Musikwissenschaftlicher Berater

Christian Moritz-Bauer, geboren in Stuttgart und wohnhaft am Attersee (Oberösterreich), studierte Musikwissenschaft, Englische Philologie und Europäische Kunstgeschichte an den Universitäten Wien, Heidelberg, Exeter (GB) und Salzburg. Christian Moritz-Bauer ist als Musikjournalist und Dramaturg unter anderem für das Linzer L’Orfeo Barockorchester tätig. 2013 wurde er zum wissenschaftlichen Berater der Haydn Stiftung Basel ernannt, mit deren Unterstützung er seit Herbst 2015 ein von Wolfgang Fuhrmann und Birgit Lodes betreutes Forschungsprojekt betreibt, welches die Wiederentdeckung und entwicklungsgeschichtliche Bedeutung von Schauspielmusiken im sinfonischen Schaffen Joseph Haydns zum Thema hat. Im März 2021 wurde Christian Moritz-Bauer zum Dramaturgen der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik berufen.

Wolfgang Fuhrmann
Wissenschaftlicher Redaktor

Wolfgang Fuhrmann

Wissenschaftlicher Redaktor

 Wolfgang Fuhrmann ist Professor am Institut für Musikwissenschaft an der Universität Leipzig. Er studierte Musikwissenschaft und Germanistik in seiner Geburtsstadt Wien und hat viele Jahre als freier Musikpublizist (unter anderem für das Feuilleton der Berliner Zeitung und der Frankfurter Allgemeine Zeitung) und Musikwissenschaftler gearbeitet. Er wurde mit der Arbeit Herz und Stimme. Innerlichkeit, Affekt und Gesang im Mittelalter promoviert (publiziert 2004 im Bärenreiter-Verlag) und hat sich 2010 an der Universität Bern mit der Arbeit Haydn und sein Publikum. Die Veröffentlichung eines Komponisten, ca. 1750 bis 1815 habilitiert. Von 2010 bis 2016 unterrichtete er Historische Musikwissenschaft an der Universität Wien; von 2016 bis 2018 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. 2013/14 vertrat er den Lehrstuhl für Musiksoziologie und Historische Anthropologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2015 ist Wolfgang Fuhrmann dem Projekt Haydn2032 als Wissenschaftlicher Redaktor verbunden.

Haydn2032 hat in Basel und Wien mit mindestens zwei Konzerten jährlich eine Residenz. Seit Beginn des Projekts Haydn 2032 haben über 40 Konzerte in den renommiertesten Konzertsälen Europas stattgefunden.

  • Haydn in 2032 – Ziele des Projekts

    Ziel des Projekts ist es, eine spektakuläre Neueinspielung von Haydns Sinfonien vorzulegen und diese mit anderen Disziplinen intermedial zu verknüpfen, um so das Entstehen von neuen Synergien zu fördern, die eine Sogwirkung auf Musikliebhaber aber auch Musiker, Dirigenten, Konzertveranstalter und Orchester weltweit entwickeln.

    Die Aufnahmen und die Konzerte sollen eine Begeisterung für die Musik auslösen, und die Bedeutung der Sinfonien Haydns für die musikhistorische Entwicklung soll einem breiten Publikum näher gebracht werden.

  • Auf den Spuren Joseph Haydns

    Die letzten Gesamteinspielungen der Sinfonien Haydns liegen viele Jahre zurück. Ferner existiert bis heute keine Gesamteinspielung der Sinfonien auf historischen Instrumenten. Es gibt auch keinen Zyklus, welcher den Erkenntnissen der historischen Aufführungspraxis während der letzten 30 Jahre vollumfänglich Rechnung trägt.

    Haydn2032 soll eine Spurensuche initiieren, die Haydn einerseits als grossen Musiker und Sinfoniker wieder aufleben lässt und ihn andererseits in den zeitgenössischen Musik- und Kulturdiskurs einbezieht.
    Haydn ist im vergangenen Jahrhundert nie die Beatlemania zu Ehren (oder zu Unehren?) geworden, wie einigen seiner Zeitgenossen. 

    Warum nun Haydn nicht in dem Ausmass wie Mozart und Beethoven von der Massen- und Popkultur rezipiert wurde – darüber lässt sich nur spekulieren. Vielleicht war es das riesige, nahezu unüberschaubare Oeuvre Haydns. Es umfasst immerhin unter anderem (!) 108 Sinfonien, 68 Streichquartette, 56 Klaviersonaten, 25 Solokonzerte, 3 Oratorien und 13 Opern (inklusiv (Marionetten)singspiele)). Vielleicht war es die fehlende grosse Tragödie in Haydns Leben.

    Vielleicht war es aber auch vor allem die gewisse Subtilität von Haydns Musik, die sich nicht auf Anhieb offenbart, sondern sich nur langsam entfaltet oder wie Simon Rattle es formuliert: «Bei Haydn gehen die Raketen langsamer ab» (Die Welt, Interview 11.10.11).

    Haydns Musik ist weniger von äusserlicher Dramatik und brutalem Mitteilungsbedürfnis, als von einer filigranen, in sich verzweigten Entfaltung bestimmt. Es fehlt ihr an Wagnerscher Qual. Vielleicht ist der Feinsinn in Haydns Musik, diese Einfachheit, mit wenigen Noten eine überirdische Schönheit ausdrücken zu können, für viele nicht beim ersten Mal des Hörens zu erleben.

  • Kaleidoskop menschlicher Gefühlswelten

    Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit, Freude, Verzweiflung - dies sind zeitlose, weltumspannende Massenphänomene. Giovanni Antonini sieht in Haydns Sinfonien nicht zuletzt eine (musikalische) Studie des menschlichen Lebens, die ihn dazu bewogen hat, die programmatischen Erarbeitungen der Sinfonien nicht chronologisch sondern thematisch vorzunehmen.

    Mit seiner forschenden und hinterfragenden Herangehensweise wird Antonini das ganze Kaleidoskop menschlicher Gefühlswelten, das in Haydns Musik auf einmalige Weise erfasst ist, unmittelbar erlebbar machen.

    Das Werk Haydns wird in den Zyklen durch Werke von anderen Komponisten durchmengt. Auf diese Weise sollen seine Sinfonien thematisch mit anderen Werken durchmischt werden.

    Giovanni Antonini stellt sich beim Musizieren vollumfänglich in den Dienst des Komponisten. Er überlässt bei der Erforschung der musikalischen Quellen und der harmonischen Zusammenhänge nichts dem Zufall, zeigt deren Funktion und Auswirkung zum Spannungsaufbau und -abbau und zur Entwicklung einer musikalischen Linie in geradezu radikaler Weise und schonungslos auf, was zu fesselnden Hörerlebnissen führen kann. 

    Seine Begabung, ein Reich an Spannungsfeldern, an feinen harmonisch-musikalischen Facetten aufzubauen und die Musik durch eine organisch-rhythmische Pulsation zu führen, ist einzigartig.

  • Neue Ausdrucksmöglichkeiten für Haydn

    Die fehlende bzw. unzureichende musikalische und gesellschaftliche Rezeption von Haydns Werk sieht das Projekt Haydn2032 als Chance, Haydn in unserer Zeit eine Stimme zu geben, bzw. seiner (musikalischen) Stimme Gehör zu verschaffen. Neben der Gesamtaufnahme der Sinfonien, sollen in anderen künstlerischen Disziplinen wie Fotografie und Literatur neue Ausdrucksmöglichkeiten für das Phänomen Haydn und sein Werk gesucht werden. Ferner sollen diese Disziplinen durch ihre Auseinandersetzung mit Haydn als Katalysator dienen, um Haydn in unterschiedlichen kulturellen Diskursen zu verankern.

    Im Rahmen einer Medienpartnerschaft mit der renommierten Fotoagentur Magnum Photos produzieren die besten Fotografen unserer Zeit zu jedem Projekt Fotoreihen, die sowohl von Haydns Musik als auch vom jeweiligen Projektthema inspiriert sind. Zeitgenössische Schriftsteller umrahmen außerdem jedes Projekt mit einem Essay, der in Zusammenhang zum jeweiligen Projekttitel steht.