NO.4 __IL DISTRATTO

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
Dirigent
Riccardo Novaro, Bariton
Alain Claude Sulzer, Autor
Richard Kalvar, Fotografie
 

Sinfonien Nr. 12, Nr. 60 "Il Distratto" und Nr. 70
D. Cimarosa (1749–1801): Il maestro di cappella (1793?) (Szene für Bassbariton und Orchester)

 

Programm

Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 12 in E-Dur, Hob. I:12 (1763)
Allegro / Adagio / Finale. Presto

12

SINFONIE NR. 12 E-DUR HOB. I:12 (1763)

Besetzung 2 Ob, 2 Hr, Str
Entstehungsjahr: [Frühjahr?] 1763

Allegro / Adagio / Finale. Presto

 

von Christian Moritz-Bauer

Obwohl das älteste Musikstück des vierten Projekts von Haydn2032 auf den ersten Blick nur eine einfache dreiteilige Sinfonie darstellt, so birgt es doch möglicherweise eine »zweite Natur« in sich. Auf selbige Fährte wurde ihr Entdecker, der österreichische Dirigent und Pianist Manfred Huss, einst durch seine Beschäftigung mit Haydns »allerErste[r] opera« gelockt.

Die Rede ist – Kenner werden es bereits wissen – von der Festa teatrale Acide, welche zur Hochzeit von Anton Graf Esterházy mit Maria Theresia Erdődy am 11. Januar 1763 in Eisenstadt ihre umfeierte Uraufführung erlebte. An zwei Stellen der Handlung dieses leider nur fragmentarisch erhaltenen Einakters wird eine Sinfonia – also ein instrumentales Zwischenspiel gefordert – zunächst um das »Wehklagen der Nereiden« über den Tod des durch den Zyklopen Polifemo erschlagenen Acide auszudrücken, sowie dann die unerwartete Wendung zum Guten anzukündigen, derzufolge das Blut des Nymphensohnes in quellendes Wasser und er selbst in einen Flussgott verwandelt wird, um seiner geliebten Galatea fortan stets nahe sein zu können.

Einen Anlass zur Wandlung der Intermezzi aus Acide in Teile der autograph überlieferten E-Dur-Sinfonie Hob. I:12, mag jedenfalls das am 19. Februar 1763 im Wiener Palais Esterházy veranstaltete Diner mit anschließendem »grand Concert« geliefert haben, von dem die berühmten Tagebücher des Karl Johann Christian Graf von Zinzendorf berichten. Dabei dürfte es dem Hörgenuss durchaus zuträglich gewesen sein, dass die Sinfonie erst nach der Speisung zum Erklingen kam, beginnt doch das eröffnende Allegro ungewöhnlich leise und mit einer unisono geführten, wiegenden Streichermelodie. Selbige Grundstimmung, die alsbald in ein kräftiges Tutti umschwenken wird, scheint durchaus den Blick auf eine frohe, vom wärmenden Feuer der Liebe erhellte Zukunft zu eröffnen, wie dies der theatererfahrene Georg Joseph Vogler in seiner Tonartencharakteristik von 1779 bestätigt.

Dass wir – so James Webster – mit dem folgenden Adagio in eine »opernhafte Welt voller Unisonoausbrüche, Dissonanzen, chromatischer Klänge und trügerischer Kadenzen« versetzt werden, erscheint in der Tat »eigentümlich« und seine Vermutung, der zwischen zärtlich klagendem e- und düster gestimmtem h-Moll changierende Satz würde »außermusikalische Assoziationen transportieren« nach entsprechendem Vorwissen auch durchaus nachvollziehbar. Mit einem Presto, das ohne weiteres eine theatralische Schlussmusik hätte abgeben können, schließt Carl Ferdinand Pohl, dem großen Haydn-Biographen des 19. Jahrhunderts zufolge, »eine kleine, aber in guter Stunde geschriebene Sinfonie.«

Sinfonie Nr. 12
VOL. 4 _IL DISTRATTO

Giovanni Antonini, Riccardo Novaro, Il Giardino Armonico

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Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 60 «Il Distratto» in C-Dur Hob. I:60 (1774)
Adagio – Presto / Andante / Menuetto non troppo Presto – Trio / Presto / Adagio – Allegro / Finale. Prestissimo

60

SINFONIE NR. 60 C-DUR «IL DISTRATTO» HOB. I:60 (1774)

Besetzung: 2 Ob, 2 Hr, 2 Trp, Pk, Str
Entstehungsjahr: vor 30.6.1774 [1. Hälfte 1774]

Adagio – Presto / Andante / Menuetto non troppo Presto – Trio / Presto / Adagio – Allegro / Finale. Prestissimo

 

von Christian Moritz-Bauer

Die Stadt Pressburg – einst Haupt- und Krönungsstadt des habsburgischen Oberungarns – bildete im späten 18. Jahrhundert ein musikalisches Zentrum von internationalem Rang. Nicht weniger als vier ständige Orchester wirkten hier mehr oder minder unabhängig nebeneinander. Zudem wurde der kulturelle Reichtum nicht als ein Privileg des Adels verstanden: Spielorte, wie die Sommerkonzerte des Grafen Batthyáni oder das Hoftheater des Grafen Erdödy, boten aufgrund ihrer breiten Öffentlichkeit ein ideales Podium, das nicht nur ortsansässige Komponisten wie Anton Zimmermann, Johannes Matthias Sperger und Georg Druschetzky für sich zu nutzen wussten. Dittersdorf, Vanhal, Mozart und Salieri, später sogar Beethoven – eine ganze Reihe von Künstlern europäischen Rangs traten hier auf, dazu die Größen des damaligen Theaterlebens: Mingotti, Zamperini, Wahr, Schikaneder u.v.m. Die Berichterstattung dieser Ereignisse war Sache der Pressburger Zeitung. Das zweimal wöchentlich im Verlagshaus des Johann Michael Landerer erscheinende Blatt, dessen Leserkreis weit über den lokalen Rahmen hinausreichte, brachte aber auch Nachrichten aus dem In- und Ausland, wie etwa folgender Beitrag eines Korrespondenten vom 6. Juli 1774:

Eszterház, vom 30. Junius. Heute werden hier hohe fremde Herrschaften erwartet. Der modenesische Herr Abgesandte nebst einem der vornehmsten Herrn Italiens. Sie werden sich zween Tage aufhalten, und alles hier sehenswürdige in Augenschein nehmen. Obgleich Se. fürstl. Durchlaucht abwesend sind, so werden dennoch zur Unterhaltung dieser hohen Fremden die vergnügendsten Anstalten gemacht. Heute Abend ist deutsche Komödie, und wird vorgestellt: Der Triumph der Freundschaft. Dann ist Nachtmusik und Tafel. Morgen wird das prächtige Schloss nebst dem Garten, der große neue Redoutensaal, das neue Marionettentheater in Augenschein genommen. Auf dem Abend ist italiänische Opera L’infidelta delusa. Die Musik ist von dem Herrn Kapellmeister Joseph Hayden. Dieser vortrefliche Thondichter hat auch kürzlich für die Schaubühne des Herrn Wahr zum Lustspiele der Zerstreute eigene Musik komponirt, welche von Kennern für ein Meisterwerk gehalten wird. Man bemerket in derselben in einer musikalisch-komischen Laune den Geist, welcher alle Heydnischen Arbeiten belebt. Er wechselt Kennern zur Bewunderung, und den Zuhörern gerade zu zum Vergnügen meisterhaft ab, verfällt aus der affektuösesten Schwulst ins niedrige, so dass H[aydn] und Regnard eifern, wer am launischsten zerstreut.

Die Besuche Joseph Haydns in Pressburg – sie ereigneten sich vornehmlich in den 1770er Jahren und waren zumeist geschäftlicher, teils aber auch privater Natur – brachten eine Reihe gefeierter Musikaufführungen mit sich, wie beispielsweise am 22. November 1774, als dann auch hier Der Zerstreute, ein aus „dem Französischen des Herrn Regnard frey nachgeahmt[es] Lustspiel“ mit der Musik des esterházyschen Kapellmeisters präsentiert wurde. Und wieder berichtete die Pressburger Zeitung:

Dienstags als am Cäcilientage wurde der Zerstreute gespielet. Herr von Hayden verfertigte eine sonderbare Musik dazu, welche unsern Lesern schon aus den vorigen Blättern unter den Artikeln Eszterház vorläufig bekannt gemacht worden ist. Hier wird nur so viel erinnert, dass es vortrefflich, ganz vortrefflich ist, und dass das Finale auf unablässliches Händeklatschen der Zuhörer wiederholet werden mußte. In demselben ist die Anspielung auf den Zerstreuten, welcher am Hochzeitstage vergessen hatte, dass er der Bräutigam sey, und sich daher im Schnupftuche einen Knoten machen musste, überaus wohlgerathen. Die Musicierenden fangen das Stück ganz pompos an und erinnern sich erst in einer Weile, dass ihre Instrumenten nicht gestimmt wären.

Bei der Musik, die Haydn einst dem Spiel der des Sommers auf Schloss Eszterháza, des Winters hingegen in Pressburg gastierenden Theatergesellschaft Carl Wahrs hinzufügen sollte, handelt es sich um eine Ouvertüre, vier Entr'actes und einen Finalsatz zum Abschluss der Darbietung. Knapp dreißig! Jahre später sah sich der Komponist dann abermals mit seinem Werk konfrontiert. Ein unerwartetes Ansuchen ließ ihn folgende Zeilen an Joseph Elssler jun., Oboist zu Eisenstadt und Bruder seines Kopisten und Faktotum Johann Elssler, richten:

Wien den 5. Juny 1803.
Liebster Elsler!
Sey er so gütig, mir bey allererster gelegenheit die alte Sinfonie (genannt DIE ZERSTREUTE) herauf zu schicken, indem Ihro Majestät die Kayserin den alten Schmarn zu hören ein verlangen trägt, ersuche ich demnach den Hrn Messner mir dieselbe auf etwelche tage zu leihen, ich werde daran nichts verletzen. […]
mein Compl[iment].
Jos. Haydn mpria

Tatsächlich findet sich in den Esterházy-Archiven der ungarischen Nationalbibliothek eine »Sinfonia in C. […] per la commedia intitolata Il Distratto« in der Handschrift Elsslers, die Anthony van Hoboken später als die Nr. 60 unter den Sinfonien Haydns einreihen sollte.
Immer wieder ist es zu Diskussionen über den programmatischen Gehalt der „Zerstreuten“ gekommen und keiner weiß, ob sie im Sinne des Komponisten geführt wurden. So seien denn mit den Worten Robert A. Greens, hier nur ein paar der wichtigsten Handlungsstränge der zugrundeliegenden Komödie wiedergegeben:

Die meisten Charaktere […] haben mit der Commedia dell’arte zu tun und waren für Haydn und das zeitgenössische Publikum als Typen sofort erfassbar: Clarice und Isabelle sind zwei wohlerzogene junge Damen. Der Chevalier, der Bruder von Clarice, ist der typische adlige Soldat, der zecht, Jagd auf Frauen macht und in den Künsten der Galanterie wohl bewandert ist. Mme Grognac ist die autoritäre Mutter auf der Suche nach einem reichen Mann für Isabelle, ohne Rücksicht auf die Wünsche ihrer Tochter. Der Geiz von Mme. Grognac wird gründlich ausgenutzt […]. Lisette und Johann sind die Diener, die ihre Stärken einsetzen, um die Schwächen ihrer Herrschaften auszugleichen […].

Für den zerstreuten Leander, der Isabelle heiraten soll, jedoch Clarice liebt, greift Jean-François Regnard als Autor der französischen Vorlage auf eine Personendarstellung zurück, die Jean de La Bruyère für die Zweitauflage seiner 1688 erschienenen Caractères de Théophraste, traduits du grec, avec les caractères ou les mœurs de ce siècle ersann:

Menalque steigt seine Treppe hinab, öffnet die Tür, um auszugehen und schließt sie wieder hinter sich zu: Da wird er gewahr, dass er die Nachtmütze noch auf hat, und indem er sich genauer besichtigt, findet er, dass er nur halb rasiert ist; er sieht, dass er seinen Degen an die rechte Seite geschnallt hat, dass seine Strümpfe ihm über die Fersen herabhängen, und sein Hemd über die Unterkleider hinausreicht […] Ein andermal macht er einer Dame seinen Besuch, und da er sich bald überredet, dass er es ist, welcher sie empfängt, so lässt er sich in ihrem Fauteuil nieder und denkt ganz und gar nicht daran, ihn zu verlassen. Er findet allmählich, dass die Dame ihre Besuche sehr in die Länge zieht, und erwartet jeden Augenblick, dass sie sich erheben und ihn von sich befreien werde, aber da der Besuch gar kein Ende nehmen will, da ihn Hunger anwandelt und die Nacht schon vorgerückt ist, so ladet er sie zum Abendessen ein. Sie lacht, und zwar so laut, dass er dadurch aus seiner Zerstreutheit erwacht. – Derselbe wird am Morgen getraut, vergisst es aber am Abende und schläft in der Hochzeitsnacht außer seinem Hause. [...]

Ob Haydn nun Satz für Satz die Stimmung der nachfolgenden oder vielmehr der vorausgehenden Akte, die darin vorkommenden Personen oder nur ein paar jener amüsanten Vorkommnisse auf der Bühne beschreibt – dies zu erörtern würde den Rahmen der vorliegenden Programmnotizen zweifellos sprengen. Ein kleiner Versuch in selbige Richtung scheint aber durchaus der Mühe wert:
Sicherlich dienten die kraftvollen Akkorde zu Beginn der Adagio-Einleitung dazu, das Publikum zur Ruhe zu ermahnen. Auch gefällt der Gedanke, dass jene Passage im anfänglichen Presto, in der sich die Streicher in Viertel- und Achtelrepetitionen verlieren (Vortragsanweisung »perdendosi«), eine Art von Gedankenlosigkeit zum Ausdruck bringt. Die thematischen Gegensätze im Andante lassen ebenfalls gewisse Personen bzw. deren Charakterzüge assoziieren: Eine Fanfare bricht in das grazile Hauptthema ein, noch bevor dieses zu Ende geführt werden kann (der Chevalier steigt der jungen Isabelle nach?). Das zweite Thema folgt – vergleichsweise schwerfällig – in Oktavparallelen geführt (die wachsame Mutter?). Schließlich die Durchführung mit ihrem Übermaß an Sforzati und Trillern: die Parodie eines französischen Tanzes, welche wiederum das Benehmen des Chevaliers aufs Korn zu nehmen scheint. Der Auftritt des Leander im 2. Akt mag mit dem Trio des Menuetts gleichzusetzen sein, aus dem ein desorientiert wirkender Achtelgang der Oboen und ersten Geigen hervorsticht.
Der 3. Akt mit seiner Vielzahl von Intrigen und Verkleidungen klingt in einem rauschenden Presto nach, in dessen weiterem Verlauf auch ungarische Tanzmelodien und -rhythmen zum Zuge kommen. Der fünfte Satz der Sinfonie, der nach einem im niederösterreichischen Stift Melk aufbewahrten Stimmensatz den Beinamen »di Lamentatione« trägt, mag einerseits das Ringen Leanders um die Kontrolle seiner selbst sowie der von ihm unfreiwillig verursachten Liebeswirren (4. Akt) darstellen. Andererseits könnte hierbei auch die List des Dieners Johann angedeutet werden, der bei Mme Grognac hereinplatzt, um ihr von der angeblichen Enterbung Leanders zu berichten, damit sie ihr Interesse an dem potenziellen Schwiegersohn verliert und dieser seine Clarice bekommt. Womit wir im 5. und letzten Akt angekommen wären: Alles scheint sich in Wohlgefallen aufzulösen, wenn nicht der gute Leander am Ende beinahe seinen Hochzeitstag vergessen hätte, genau wie die Geigen im Orchester, die nach sechzehn Takten Prestissimo noch eilends ihre Instrumente nachstimmen.

Sinfonie Nr. 60
VOL. 4 _IL DISTRATTO

Giovanni Antonini, Riccardo Novaro, Il Giardino Armonico

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Domenico Cimarosa (1749–1801): Il maestro di cappella (1793?)
Szene für Bassbariton und Orchester
 

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D. CIMAROSA: IL MAESTRO DI CAPPELLA (1793?)

Szene für Bassbariton und Orchester

 

von Christian Moritz-Bauer

Die Musik zur Komödie des Zerstreuten machte Karriere, wurde neben Eszterháza und Pressburg alsbald auch am Wiener Kärtnertor sowie im Salzburger Neuen Hoftheater mit einer für seine Zeit ausgesprochen ungewöhnlichen Medienresonanz zur Aufführung gebracht. Der Erfolg war also da und die Erwartung nach weiteren Schauspielmusiken aus der Feder Joseph Haydns entsprechend groß. So versteht es sich auch beinahe von selbst, dass die von Nikolaus I. unter Vertrag genommenen Schauspielgesellschaften es seit dieser Zeit nie mehr versäumten, in den alljährlich erscheinenden Theaterkalendern den esterházyschen Hofkapellmeister als ihren persönlichen »Musikdirekteur« anzuführen.

Unterdessen war selbigem vonseiten seines Dienstherren um etwa 1776 eine neue Hauptaufgabe angetragen worden. In diesem Jahr nämlich wurde auf Schloss Eszterháza der regelmäßige Opernbetrieb aufgenommen, welcher sich alsbald bei einer Jahresproduktion von etwa 100 Vorstellungen einpendelte – wobei natürlich weiterhin auch Werke des Sprechtheaters wie Farsen, Lust- und Trauerspiele aber auch Ballette, Pantomimen, Marionettenopern, sowie von Zeit zu Zeit eine Orchesterakademie gegeben wurden und auf den fürstlichen Bühnen (bis auf die Karwoche und an hohen kirchlichen Feiertagen) somit beinahe alltäglich Programm war!

Der mit Abstand am häufigsten gespielte Opernkomponist auf Schloss Eszterháza war Domenico Cimarosa. Insgesamt zwölf seiner über 60 Bühnenwerke brachte Haydn in den Jahren 1780-90 zur Aufführung – ein Zeitraum, in welchem sich der zu Aversa bei Neapel Geborene anschickte einer der europaweit Erfolgreichsten seiner Zunft zu werden. Höhepunkt war dabei sicher die Anstellung am Sankt Petersburger Hof von Katharina der Großen, wo er von 1787-91 erstmals selbst den Kapellmeister geben durfte, ein Amt, welches er erst im Jahr zuvor in einer Farsa per musica, genannt L'impresario in angustie, so trefflich karrikiert hatte.

In diesem Kontext wäre auch jene in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts für das Konzertrepertoire wiederentdeckte Szene für Bassbariton und Orchester anzusiedeln, welche ihre Uraufführung möglicherweise am 2. Juli 1793 im Königlichen Nationaltheater zu Berlin durch den aus Mailand stammenden Sänger und Komponisten Antonio Bianchi erleben durfte: Il maestro di cappella.

Der etwa 20-minütige sängerische Alleingang stellt eine geistreiche Parodie dar, in der ein Kapellmeister „der alten Schule“ versucht, das Ensemblespiel seines Orchesters, bestehend aus Flöten, Oboen, Hörner und Streichern „auf Vordermann“ zu bringen. Zu seinem Leidwesen reagieren die Spieler aber äußerst undiszipliniert: Sie sind nicht bei der Sache, kommen mit falschen Einsätzen und zerstreiten sich auf musikalische Weise. In seiner Not versucht der Maestro – um nicht noch weiterhin den Clown zu geben – die einzelnen Stimmgruppen mittels lautmalerisch vorgesungener Passagen auf einander Acht zu geben und vor allem richtig zu zählen. Der Erfolg beschert im Recht und – ein harmonisches Lärmen!

Während des Versuchs seinen Musikern noch das nötige Feingefühl für ein »cantabile Allegro« näher zu bringen, muss er allerdings feststellen, dass das Spiel der Hörner seine Vorstellung von orchestraler Klangmischung nachhaltig ins Wanken bringt und beendet die Probe mit höflichem Getue.

D. Cimarosa: Il maestro di cappella
VOL. 4 _IL DISTRATTO

Giovanni Antonini, Riccardo Novaro, Il Giardino Armonico

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Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 70 in D-Dur, Hob. I:70 (1779)
Vivace con brio / Andante. Specie d'un canone in contrapunto doppio / Menuet. Allegretto – Trio – Menuet da capo – Coda / Finale. Allegro con brio

70

SINFONIE NR. 70 D-DUR HOB. I:70 (1779)

Besetzung: Fl, 2 Ob, Fg, 2 Hr, (2 Trp, Pk), Str
Entstehungsjahr: vor 18.12.1779 [1779]

Vivace con brio / Andante. Specie d'un canone in contrapunto doppio / Menuet. Allegretto – Trio – Menuet da capo – Coda / Finale. Allegro con brio

 

von Christian Moritz-Bauer

Nur drei Jahre nach der Eröffnung des regelmäßigen Theaterbetriebs auf Schloss Eszterháza, der dem Kapellmeister Haydn so viel an Erfahrung im Bereich der Opernproduktion bescheren sollte, am 18. November 1779 genau genommen, kam es zu einem, das Musikleben am esterházyschen Hof betreffenden, einschneidenden Ereignis: Durch die Befeuerung zweier mehr zur Zierde als zum Gebrauch gedachter chinesische Kamine war vom Redoutensaal des Schlosses ausgehend ein Brand entstanden, in dessen Folge beträchtliche Teile der Bibliothek, v.a. aber das Opernhaus mitsamt der »prächtige[n] Theaterkleidung, allen Musikalien, an welchen lange und mit vielen Kosten gesammelt wurde; die musikalischen Instrumente, worunter der schöne Flügel des berühmten Kapellmeisters Haiden und die Konzertvioline des Virtuosen Luigi […] ein Raub der Flammen […] geworden« – so der Bericht der Pressburger Zeitung vom 24. November.

Nun waren Theaterbrände in damaliger Zeit ja keine Seltenheit und somit der Verlust – zumindest vonseiten des Fürsten – wohl als ein primär finanzieller empfunden, zumal er es gewöhnt war, von seinem Hausoffizier und dessen Musikern stets etwas neu Geschaffenes präsentiert zu bekommen. So scheint dies dann auch der Fall gewesen zu sein, als Nikolaus I. genau einen Monat nach der verheerenden Feuersbrunst – man feierte die Grundsteinlegung zum neuen Opernhaus und außerdem noch seinen 65. Geburtstag – eine prachtvolle Sinfonie in D zu Gehör bekam, ein zwischen galantem und gelehrtem Stil angesiedeltes Werk von ausgesprochener gedanklicher Tiefe, für deren Abschluss sich Haydn – wie hätte man es auch anders erwarten können – noch einen wohl platzierten Scherz aufbehalten hatte. Dass der Kompositionsprozess an Hob. I:70 den Erkenntnissen der jüngeren Haydnforschung zufolge noch größtenteils auf die Zeit vor dem 18. November 1779 zu datieren ist, mag u.a. auch damit zusammenhängen, dass die erwähnte Geburtstagsfeier wohl bereits seit längerer Zeit geplant gewesen war.

Im feurigen Dreiertakt eröffnet ein Vivace con brio die Festmusik, wobei sich das vorherrschende Motiv als ein bloßer, wenngleich überraschend abtaktig geführter Quartsprung erweist. Aus diesem entwickelt Haydn das gesamte Material des monothematisch angelegten Satzbildes, wobei er es geschickt versteht mit reizvollen dynamischen Kontrasten und kleinen kontrapunktischen Finessen musikalische Spannung zu erzeugen. Aus selbigem erwächst dann im folgenden zweiten und abschließenden vierten Satz manch polyphones Kunstwerk, das präsentieren zu können den Komponisten sicher einst mit Stolz erfüllte.

Der sich zwischen »galant« und »gelehrt«, zwischen Dur und Moll bewegende Bauplan der Komposition spiegelt sich in kleinerem Maßstab aber auch in den anschließenden Andante-Variationen wieder, deren ernsthafter d-Moll-»Hauptsatz« in einen rondoartigen Dialog mit einem sanft-lyrischen D-Dur-»Seitensatz« tritt, wobei die herbe Schönheit des Beginns, die sich aus dem Klang der gedämpften Violinen und staccatoweise fortschreitenden Sechzehntelpunktierungen nährt – und nach allen Regeln der Satzkunst den canto fermo der Bassstimme gegen einen contrapunto der Violinen und Bratschen führt – beim Hinzutreten der Flöte in der Oberoktave eine beinahe unheimliche Stimmung annimmt. Das spielerische Dur-Thema scheint dagegen aus einer ganz anderen Welt zu stammen, die schlussendlich aber nicht mehr zum Zug kommt, nachdem sich sein Gegenüber mit chromatisch verdichteter Melodieführung und gehauchten Tuttiakkorden verabschiedet hat.

Nach so viel formaler Gelehrsamkeit, »vielleicht aber« – so Walter Lessing – »auch als Entspannung vor der par force-Tour des Finales« lässt Haydn »ein betont festliches, resolutes Menuett« folgen, welches auf originelle Weise mit dem auf einen Zwiegesang zwischen Oboen und Streichern reduzierten Trio kontrastiert und von einer überraschenden Coda samt Bläsersextett-Einlage gekrönt wird. Mit einem »Hauch von Theater« – vor dem inneren Auge von Haydnforscher Robbins Landon trippelt ein Harlekin auf die Bühne, um leise den herabgelassenen Vorhang beiseite zu ziehen – öffnet eine Fuga »a 3 soggetti in contrapunto doppio« ihre Pforten, um dem »anspruchsvollen Kenner«, für den sie geschrieben wurde, sich als ein Kunstwerk von großer Schaffenskraft zu präsentieren. Da Haydn aber auch um den Humor seines Fürsten wusste, lässt er zu guter Letzt dann noch einmal den bunt geflickten Spaßmacher auftreten, um mit einer lautstarken Geste den Vorhang wieder zu schließen.

Sinfonie Nr. 70
VOL. 4 _IL DISTRATTO

Giovanni Antonini, Riccardo Novaro, Il Giardino Armonico

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Besetzung

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
Dirigent
Riccardo Novaro, Bariton

  • Besetzungsliste Orchester

    1. Violine: Elisa Citterio*, Fabrizio Haim Cipriani, Ayako Matsunaga, Liana Mosca, Fabio Ravasi
    2. Violine Marco Bianchi*, Francesco Colletti, Judith Huber, Maria Cristina Vasi
    Viola Renato Burchese*, Alice Bisanti, Chiara Zanisi
    Cello Paolo Beschi*, Elena Russo
    Kontrabass Giancarlo De Frenza*, Stefan Preyer
    Flöte Marco Brolli*, Mattia Laurella
    Horn Johannes Hinterholzer*, Edward Deskur
    Oboe Emiliano Rodolfi*, Priska Comploi
    Fagott Alberto Guerra*, Michele Fattori
    Trompete Andreas Lackner*, Thomas Steinbrucker
    Pauke Michael Juen
    Cembalo Riccardo Doni

Vergangene Konzerte

Wien
Freitag, 11.03.2016, 19.30 Uhr

Musikverein Wien, Brahms-Saal
Haydn-Lounge: mit Giovanni Antonini, Riccardo Novaro und PD Dr. Wolfgang Fuhrmann (Gläserner Saal)

Berlin
Samstag, 12.03.2016, 19.00 Uhr

Berlin, Radialsystem

Basel
Freitag, 18.03.2016, 19.00 Uhr

Basel, Theodorskirche
Haydn-Lesung:
mit Alain Claude Sulzer
in der Pause Haydn-Suppe der Spitzenköchin Tanja Grandits
Haydn-Lounge: im Anschluss an das Konzert mit Giovanni Antonini, Riccardo Novaro und PD Dr. Wolfgang Fuhrmann

Biografien

Il Giardino Armonico
Orchester

Il Giardino Armonico

Orchester

Il Giardino Armonico, unter der Leitung von Giovanni Antonini, wurde 1985 gegründet und hat sich als eines der weltweit führenden Ensembles mit Spezialisierung auf historische Instrumente etabliert. Das Ensemble besteht aus Musikerinnen und Musikern aus den bedeutenden Musikinstituten Europas. Sein Repertoire konzentriert sich hauptsächlich auf das 17. und 18. Jahrhundert. Je nach Bedarf des jeweiligen Programms besteht die Gruppe aus sechs bis dreißig Musikerinnen und Musikern.

Das Ensemble wird regelmäßig zu Festivals auf der ganzen Welt eingeladen und tritt in den bekanntesten Konzerthallen auf. Große Anerkennung erfährt es dabei sowohl für seine Konzerte als auch für seine Opernproduktionen, z. B. Monteverdis „L’Orfeo“, Vivaldis „Ottone in Villa“, Händels „Agrippina“, „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, „La Resurrezione“ und „Giulio Cesare in Egitto“ mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen 2012.

Darüber hinaus ist Il Giardino Armonico stets intensiv mit Aufnahmen beschäftigt. Viele Jahre war das Ensemble exklusiv bei Teldec unter Vertrag und erhielt mehrere bedeutende Auszeichnungen für seine Aufnahmen von Werken von Vivaldi und den anderen Komponisten des 18. Jahrhunderts. Es folgte ein Exklusivvertrag mit Decca/L’Oiseau-Lyre für die Aufnahme von Händels Concerti Grossi op. 6 und die Kantate „Il Pianto di Maria“ mit Bernarda Fink. Bei Naïve brachte Il Giardino Armonico zudem „La Casa del Diavolo“, Vivaldis Cellokonzerte mit Christophe Coin, sowie die Oper „Ottone in Villa“ heraus, die 2011 mit dem Diapason d'Or ausgezeichnet wurde. Für das Label Onyx nahm es Vivaldis Violinkonzerte mit Viktoria Mullova auf.

Nach dem großen Erfolg und der Grammy-Auszeichnung für „The Vivaldi Album“ mit Cecilia Bartoli (Decca, 2000) führte eine erneute Zusammenarbeit mit ihr 2009 zu dem Projekt „Sacrificium“ (Decca), ein Platin-Album in Frankreich und Belgien, das einen weiteren Grammy erhielt. Produkt des jüngsten Projekts mit Cecilia Bartoli ist das Album „Farinelli“ (Decca, 2019).
Ebenfalls bei Decca brachte Il Giardino Armonico „Alleluia“ (2013) und „Händel in Italy“ (2015) mit Julia Lezhneva heraus – beide Werke wurden von Öffentlichkeit und Kritikern gepriesen.

In einer Koproduktion mit dem Nationalen Forum für Musik in Breslau (Polen) veröffentlichte Il Giardino Armonico „Serpent & Fire“ mit Anna Prohaska (Alpha Classics – Outhere Music Group, 2016) und gewann 2017 den ICMA für Barockgesang. Es folgte die Telemann-Aufnahme auf CD und LP (Alpha Classics, 2016), die 2017 den Diapason d’Or de l'Année und den Echo Klassik erhielt.
Die Einspielung von fünf Violinkonzerten von Mozart mit Isabelle Faust (Harmonia Mundi, 2016) ist das Ergebnis der hochkarätigen Zusammenarbeit mit der großartigen Violinistin und wurde 2017 mit dem Gramophone Award und Le Choc de l'année ausgezeichnet.
Ein neues Vivaldi-Album, „Concerti per flauto“, ist erschienen (Alpha Classics, March 2020) und gewann den Diapason d’Or: eine prächtige Zusammenstellung aus diesem Repertoire mit Giovanni Antonini als Soloist, aufgenommen zwischen 2011 und 2017.

Il Giardino Armonico ist Teil des Projekts „Haydn2032“, zu dessen Zweck die Joseph Haydn Stiftung Basel gegründet wurde, um sowohl die Einspielung der gesamten Haydn-Sinfonien (Label: Alpha Classics) als auch Konzerte in verschiedenen europäischen Städten mit dem thematischen Schwerpunkt auf dessen Repertoire zu unterstützen. Das erste Album mit dem Titel „La Passione“ kam im November 2014 heraus und erhielt den Echo Klassik (2015). „Il Filosofo“, 2015 veröffentlicht, wurde mit dem „Choc of the Year“ von Classica ausgezeichnet. Das dritte Album, „Solo e Pensoso“, erschien im August 2016 und das vierte Album, „Il Distratto“, kam im März 2017 heraus und gewann im selben Jahr den Gramophone Award. Die achte Einspielung, La Roxolana, wurde im Januar 2020 veröffentlicht und die neunte Aufnahme, „L’Addio“, kam im Januar 2021 heraus und gewann den „Choc of the Year“ von Classica und den Diapason d’Or. Das zehnte Album, „Les Heures du Jour“, wurde im Juli 2021 herausgebracht und gewann im Oktober 2021 den Diapason d’Or.
Der Album-Zyklus wurde kürzlich um ein weiteres monumentales Werk des österreichischen Komponisten ergänzt: „Die Schöpfung“ mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks wurde im Oktober 2020 veröffentlicht.

Das Ensemble arbeitete ebenfalls mit renommierten Soloisten wie Giuliano Carmignola, Sol Gabetta, Katia und Marielle Labèque, Viktoria Mullova und Giovanni Sollima zusammen.
2018 setzte Il Giardino Armonico seine Zusammenarbeit mit der jungen und talentierten Violinistin Patricia Kopatchinskaja mit einem Programm voller schöpferischer Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft fort, das philologische Genauigkeit und zeitgenössische Musik verbindet: Das Album „What’s next Vivaldi?“ kam im Oktober 2020 bei Alpha Classics heraus und erhielt 2021 den Opus Klassik.
Zu den jüngsten Projekten zählen die Aufnahme von „La morte della Ragione“ (koproduziert mit dem Nationalen Forum für Musik in Breslau, herausgebracht von Alpha Classics und 2019 ausgezeichnet mit dem Diapason d’Or), ein Programm zur Förderung der Aufmerksamkeit für Barockmusik in Europa und die Suche nach einer Wiederbelebung des Hörerlebnisses früher Musik.

ilgiardinoarmonico.com

Giovanni Antonini
Dirigent

Giovanni Antonini

Dirigent

Der gebürtige Mailänder Giovanni Antonini studierte an der Civica Scuola di Musica und am Zentrum für alte Musik in Genf. Er ist Mitbegründer des Barockensembles Il Giardino Armonico, dessen Leitung er seit 1989 innehat. Mit dem Ensemble trat er als Dirigent und als Solist für Block-und Traversflöte in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Südamerika, Australien, Japan und Malaysia auf. Er ist künstlerischer Leiter des Wratislavia Cantans Festival in Polen und Erster Gastdirigent des Mozarteum Orchesters und des Kammerorchesters Basel.
Antonini hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Viktoria Mullova, Giuliano Carmignola, Giovanni Sollima, Sol Gabetta, Sumi Jo, Emmanuel Pahud, Katia und Marielle Labèque sowie Kristian Bezuidenhout.
Dank seiner erfolgreichen Arbeit ist Antonini gefragter Gastdirigent bei vielen führenden Orchestern. So gastiert er etwa regelmässig bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem London Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra und dem Kammerorchester Basel.
Zu seinen Opernproduktionen gehören Händels «Giulio Cesare» und Bellinis «Norma» mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen. Im Jahr 2018 dirigierte er «Orlando» am Theater an der Wien und kehrte für Idomeneo an das Opernhaus Zürich zurück. In der Saison 21/22 wird er als Gastdirigent das Konzerthausorchester Berlin, Stavanger Symphony, Anima Eterna Bruges und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigieren. Außerdem wird er Cavalieris Oper «Rappresentatione di Anima, et di Corpo» für das Theater an der Wien und eine Ballettproduktion von Haydns «Die Jahreszeiten» für das Wiener Staatsballett mit den Wiener Philharmonikern dirigieren. 

Mit Il Giardino Armonico hat Giovanni zahlreiche CDs mit Instrumentalwerken von Vivaldi, J.S. Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke für Teldec aufgenommen. Mit Naïve nahm er Vivaldis Oper «Ottone in Villa» auf, und mit Il Giardino Armonico für Decca spielte er «Alleluia» mit Julia Lezhneva und «La morte della Ragione» ein, Sammlungen von Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit dem Kammerorchester Basel hat er die gesamten Beethoven-Sinfonien für Sony Classical aufgenommen und mit Emmanuel Pahud für Warner Classics eine CD mit Flötenkonzerten unter dem Titel «Revolution». Im Jahr 2013 dirigierte er eine Aufnahme von Bellinis «Norma» für Decca in Zusammenarbeit mit dem Orchestra La Scintilla.

Antonini ist künstlerischer Leiter des Projekts Haydn 2032, mit dem die Vision verwirklicht werden soll, bis zum 300. Jahrestag der Geburt des Komponisten sämtliche Sinfonien von Joseph Haydn aufzunehmen und mit Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel aufzuführen. Die ersten 12 Editionen sind beim Label Alpha Classics erschienen, jährlich sind zwei weitere Editionen geplant.

Riccardo Novaro
Bariton

Riccardo Novaro

Bariton

Riccardo Novaro trat u. a. an diesen führenden Theatern und Festivals auf: Opéra National de Paris, Bayerische Staatsoper, Lincoln Center New York, National Centre for Performing Arts in Beijing, Teatro alla Scala, Teatro San Carlo in Neapel, Royal Concertgebouw Amsterdam, La Monnaie in Brüssel, Opéra de Lausanne und Glyndebourne Festival Opera. Wichtige künstlerische Impulse erhielt er durch die Zusammenarbeit mit Emmanuelle Haïm, Ottavio Dantone, René Jacobs, Rinaldo Alessandini, Maurizio Benini, Bruno Campanella, Ivan Fischer, Riccardo Frizza, John Eliot Gardiner, Daniele Gatti, Vladimir Jurowski und Jérémie Rhorer. Riccardo Novaro war an CD Produktionen wie Charpentier’s Te Deum (Deutsche Grammophon),Händel’s Floridante (Deutsche Grammophon ),Vivaldi’s L’Olimpiade, Orlando Furioso und L’Incoronazione di Dario (Naïve) beteiligt. Aktuelle und zukünftige Projekte beinhalten Guglielmo an der Vlaamse Opera, L’Elisir d’Amore an der New Israeli Opera und in La Monnaie, Papageno in Palermo, Conte Robinson in Nancy und Leporello in Lausanne.

WWW.RICCARDONOVARO.COM

Videos

Sinfonie Nr. 12
Sinfonie Nr. 60
Sinfonie Nr. 70
D. Cimarosa: Il maestro di cappella

Aufnahmen


VOL. 4 _IL DISTRATTO

CD

Giovanni Antonini, Riccardo Novaro, Il Giardino Armonico
Sinfonien Nr. 12, Nr. 60, Nr. 70 "Il Distratto"
D. Cimarosa: Il maestro di cappella


Erhältlich über:
Bider&Tanner, Basel
Outhere Music
Download / Stream


VOL. 4 _IL DISTRATTO

Vinyl-Schallplatte mit Buch (mit Download-Code CD)

Giovanni Antonini, Riccardo Novaro, Il Giardino Armonico
Sinfonien Nr. 12, Nr. 60, Nr. 70 "Il Distratto"
D. Cimarosa: Il maestro di cappella
Essay "Der Fürst und die Pyramiden" von Alain Claude Sulzer


Erhältlich über:
Bider&Tanner, Basel
Joseph Haydn Stiftung, Basel

© Richard Kalvar / Magnum Photos

Biografie

Richard Kalvar
Fotograf, Magnum Fotos

Richard Kalvar

Fotograf, Magnum Fotos

Richard Kalvar wurde 1944 in New York geboren. Im Alter von 20 Jahren kam er per Zufall zur Fotografie und übersiedelte 5 Jahre später nach Paris. Seine Arbeit führte ihn in die USA, nach Europa und Asien. Besonders intensiv widmete er sich der Schwarzweissfotografie. Die Welt sieht er oft mit einer dunklen aber sanften Ironie und arbeitet gerne an der Schwelle zwischen Realität und Schein. 1975 trat Kalvar Magnum Photos bei und wirkte als Vizepräsident und Präsident.

Einer echten Opernaufführung hatte ich bislang außer im Fernsehen nicht beigewohnt. Noch begnügte ich mich damit, in einem Sessel zu sitzen und mich von der Musik mitreißen zu lassen. Die Frage, wie sie zu mir kam, machte mir so wenig Kopfzerbrechen wie einem Fürsten, für den nichts selbstverständlicher ist, als dass an seinem Hof den ganzen Tag Musik erklingt oder jedenfalls immer dann, wenn ihm danach ist, ob um Mitternacht oder am Abend, ob im Boudoir, bei Tisch, im Bett, im Opernhaus oder im Musiksaal. Zwar nicht auf Knopfdruck und nicht weil sich eine Nadel auf eine sich drehende Vinylplatte senkt, sondern auf einen Wink hin, der die Musik erklingen ließ oder zum Schweigen brachte; verglichen mit der Wirkung war der Unterschied jedoch nur geringfügig. Herren über die Musik, die gespielt wurde, waren wir beide, im Schloss wie im Sessel.

Ausschnitt aus dem Essay «Der Fürst und die Pyramiden» von Alain Claude Sulzer


Der Essay «Der Fürst und die Pyramiden» von Alain Claude Sulzerist in der Schallplatten-Edition Vol. 4 erschienen.

Biografie

Alain Claude Sulzer
Literarischer Berater, Autor

Alain Claude Sulzer

Literarischer Berater, Autor

Alain Claude Sulzers Durchbruch erfolgte 2004 mit dem Roman «Ein perfekter Kellner», der in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde und für den er 2008 in Frankreich den renommierten Prix Médicis étranger erhielt. Weitere Romanveröffentlichungen: «Zur falschen Zeit» (2010), «Aus den Fugen» (2012), «Die Jugend ist ein fremdes Land» (2017) und «Unhaltbare Zustände» (2019). In diesem Herbst erscheint sein neuer Roman «Doppelleben». Regelmässige essayistische Tätigkeit, z. B. für die NZZ. Musikalisch-literarische Zusammenarbeit unter anderem mit Yaara Tal, Oliver Schnyder, dem Sinfonieorchester Basel und der Joseph Haydn Stiftung Basel (für das Projekt Haydn2032).