NO.9 __L'ADDIO

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini, Dirigent
Sandrine Piau, Sopran
Franz Hohler, Autor
Patrick Zachmann, Fotografie

Sinfonien Nr. 15, Nr. 35 und Nr. 45 "Abschied"
Joseph Haydn: Scena "Berenice, che fai?"

 

 

Programm

Franz Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 35 B-Dur Hob. I:35 (Eisenstadt, 1. Dezember 1767)
Allegro di molto / Andante / Menuet. Un poco allegretto – Trio / Finale. Presto

35

SINFONIE NR. 35 B-DUR HOB. I:35

Besetzung: 2 Ob, 2 Hr, Str
Entstehungsjahr: 1.12.1767

Allegro di molto / Andante / Menuet. Un poco allegretto – Trio / Finale. Presto

 

von Christian Moritz-Bauer

Das Autograph jener Sinfonia, welche den Auftakt zur bereits 9. Station auf unserem Weg zum Jubiläumsjahr 2032 bildet, trägt eine auf den Tag genaue Datierung: «den 1ten 10bris 767» (nach heutigen Schreibgepflogenheiten also «1. Dezember 1767»). Was hat es mit dieser Angabe auf sich? Wollte Joseph Haydn, der seine in Partitur gesetzten Eigenschriften gewöhnlicherweise nur mit einer Jahreszahl versah, so auf den Beginn oder vielmehr das Ende seiner Kompositionsarbeit verweisen? Wohl weder das eine noch das andere… Wie der berühmte Haydnforscher H. C. Robbins Landon betont, war dieser 1. Dezember vermutlich jener Tag, an dem Nikolaus I. Esterházy von einer nach Paris und Versailles unternommenen Reise heimkehrte – ein Mittelding zwischen Lust- und Bildungsreise, auf die er u. a. Nikolaus Jacoby, den Bauzeichner seiner Schlossanlage bei Süttör, genannt «Eszterház» sowie seinen Konzertmeister Luigi Tomasini mitgenommen hatte1. Nicht von der Partie war Haydn. Ihm blieb allein die Ehre seinen Fürsten bei dessen Rückkehr mit einer musikalischen Darbietung zu begrüßen. In Anbetracht dieses äußeren Anlasses, weil das B-Dur von Hob. I:35 in jener Zeit als prachtvoll-majestätisch umschrieben wurde und ihre Musik von einem redenden, beinahe theatralischen Charakter erfüllt erscheint, sei hier der Versuch einer «erzählenden Deutung» unternommen:
Ruhig sind die Tage geworden seit seine Hochfürstliche Durchlaucht gen Paris abgereist, wo er sich letzte Inspirationen für die Ausgestaltung seines «ungarischen Versailles» zu holen suchte. Doch sollte er sich nicht in Kürze ereignen, der Tag seiner Heimkehr? [Zum leisen Trommeln der Streicherbässe macht freudige Erregung sich breit (Allegro di molto).]

Aus der Ferne erschallt der Ruf eines Horns und auf den staubigen Landstraßen mit ihren tiefen Schlaglöchern eilt ein Tross aus Kutschen und Reitern dahin. Die Vierergespanne legen sich kräftig ins Zeug. Eine Gruppe von Kindern macht sich mit sprunghaften Sechzehntelfiguren an die barfüßige Verfolgung der Reisegesellschaft, während auf den Feldern und Wiesen das einfache Volk sich bei Gesang und Tanz vergnügt. Doch noch liegt Eisenstadt in weiter Ferne und in den Hallen des fürstlichen Schlosses werden Stimmen laut, die ihrer Sorge auf bisweilen heftige Weise Ausdruck verleihen: Wird denn der Herr auch gesund und wohlbehalten heimkehren? Der Eintritt der Reprise schenkt neue Zuversicht und liefert zugleich das erhoffte Signal, welches das Öffnen der Tore befiehlt. Die Kunde verbreitet sich wie ein Lauffeuer: im Zwiegespräch der Violinen wird das Satzthema auf spielerische Weise fortgesponnen und mit dem bereits eingangs erklungenen Galoppmotiv zu einem fröhlichen Schlusspunkt geführt.

Nikolaus, den sie den «Prachtliebenden» nennen, ist wieder zuhause und lässt sich – durch seine Gemächer schreitend – (Andante) von den Klängen eines Streicherdivertimento unterhalten. Die Stimmung ist gut, fast zu gut. Um ein Haar hätte er sogar ein paar kleine Tanzschritte gewagt... Inmitten des zweiten Formabschnitts nimmt die zuerst so still vergnügt daherkommende Musik auf einmal melancholische Züge an, die sie aber – nach ein paar wenigen, auf das Hauptwerk des heutigen Konzertabends vorausschauenden Takten – mittels einer unisono geführten Forte-Passage doch noch abzuwenden vermag.

Das Fest zur Rückkehr des Fürsten wird natürlich mit einem Maskenball begangen und von einem Menuet (Un poco allegretto) mit prominent in Szene gesetzten Hörnern, dem erklärten Lieblingsinstrument des jagdbegeisterten Fürsten, eröffnet. Man feiert, tanzt und ist vergnügt bis in die frühen Morgenstunden. Mit seiner Fanfare aus drei aufeinander folgenden, ansteigenden Akkorden und den dazwischen geschalteten, mal leise im Duett der Violinen, mal kraftvoll im Orchestertutti erklingenden (aber stets von großer Sprungkraft geprägten) Binnenabschnitten bleibt das Presto-Finale allen noch lange im Ohr.

Vgl. H.C. Robbins Landon: Haydn: Chronicle and Works, Vol. 2, Haydn at Eszterháza: 1766-1790. London 1978, S. 141

Sinfonie Nr. 35
VOL. 9 _L'ADDIO

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

Download / Stream

zum Projekt
zum Shop

Franz Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 15 in D-Dur

15

SINFONIE NR. 15 IN D-DUR (1761)

Besetzung: 2 Ob, 2 Hr, Str (mit Solo-Vc)
Entstehungsjahr: bis 1764 [1761]

Adagio – Presto – Adagio / Menuet – Trio / Andante / Finale. Presto

 

 

Sinfonie Nr. 15
VOL. 9 _L'ADDIO

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

Download / Stream

zum Projekt
zum Shop

Franz Joseph Haydn (1732–1809: Scena «Berenice, che fai?» Hob. XXIVa:10

+

JOSEPH HAYDN: SCENA «BERENICE, CHE FAI?» Hob. XXIVa:10

 

von Pietro Metastasio

Gegen Ende seines zweiten Londoner Aufenthalts schuf Haydn zum Vortrag der italienischen Sopranistin Brigida Giorgi Banti die Solokantate «Berenice, che fai». Als eine der meistvertonten Abschiedsszenen des mittleren wie späten 18. Jahrhunderts dem Dramma per musica L'Antigono von Pietro Metastasio entnommen, wurde sie einst bei jener Dr. HAYDN's Night vom 4. Mai 1795 aus der Taufe gehoben, in der auch die Sinfonie D-Dur Hob. I:104, des Komponisten letztes großes Orchesterwerk zum ersten Mal erklingen sollte.
Obwohl die ägyptische Prinzessin Berenike dem makedonischen König Antigonos versprochen wurde, ist sie in dessen Sohn Demetrios verliebt. Zerrissen zwischen dem Gefühl der Gegenliebe und der Pflicht sich den Interessen seines Vaters entsprechend loyal zu verhalten, kann Demetrios keinen Ausweg aus seiner misslichen Lage finden und hat beschlossen, sich das Leben zu nehmen. In einer Folge aus Rezitativ, (mitten im Vers unterbrochener) Kavatine, Rezitativ und Arie beklagt die trostlose Heldin ihr Schicksal und sehnt sich danach, an der Seite ihres Geliebten zu sterben – zwischen Wahnsinn und Liebe schwankende Seelenzustände, die Haydn auf so dramatische wie grandiose Weise zum Ausdruck brachte.

Scena / composta / per la Signora Banti / da me Giuseppe Haydnmpria
[Parole del signor abate Pietro Metastasio]

[Recitativo]
Berenice, che fai? Muore il tuo bene, stupida, e tu non corri! Oh Dio! vacilla l'incerto passo; un gelido mi scuote insolito tremor tutte le vene, e a gran pena il suo peso il piè sostiene. Dove son? Dove son? Qual confusa folla d'idee tutte funeste adombra la mia ragion? Veggo Demetrio; il veggo che in atto di ferir – Fermati! Fermati! Vivi! D'Antigono io sarò. Del core ad onta volo a giurargli fè: dirò, che l'amo; dirò... Misera me! S'oscura il giorno! balena il ciel! L'hanno irritato i miei meditati spergiuri. Ahimè! lasciate ch'io soccorra il mio ben, barbari Dei, voi m'impedite, e intanto forse un colpo improvviso... Ah, sarete contenti: eccolo ucciso... Aspetta, anima bella: ombre compagne a Lete andrem. Se non potei salvarti potrò fedel... Ma tu mi guardi, e parti? Non partir!

Cavatina
Non partir, bell'idol mio
per quell'onda
all'altra sponda
voglio anch'io passar con te, ...

Recitativo
Me infelice, che fingo? che ragiono? Dove rapita sono dal torrente crudel dei miei martiri, misera Berenice, ah, tu deliri?

Aria
Perché! se tanti siete
che delirar mi fate,
perché non m'uccidete,
affanni del mio cor?
Crescete, oh Dio, crescete,
affani del mio cor,
finché mi porga aita
con togliermi di vita
l'eccesso del dolor.

Szene, komponiert für die Signora Banti, von mir Joseph Haydn [Nach den Worten des Abbé Pietro Metastasio]

[Rezitativ]
Berenike, was tust du? Dein Geliebter stirbt, und du, Törichte, sputest dich nicht! O Gott! Mein unsicherer Schritt strauchelt. Ein eisiger, ungewohnter Schauer rast durch meine Venen, mein Fuß vermag kaum, seine Last zu tragen. Wo bin ich? Wo bin ich? Welch wirrer Schwarm düsterer Gedanken umnachtet meinen Sinn? Demetrios erblicke ich, bereit, sich zu durchbohren... Halt ein! Halt ein! Du sollst leben! Ich will mich Antigonos hingeben. Blutenden Herzens eile ich, ihm Treue zu schwören; ich will ihm sagen, dass ich ihn liebe; ihm sagen... Weh mir, der Himmel überzieht sich, es blitzt! Meine wohlerwogenen Lügen haben ihn erzürnt. Weh! Grausame Götter, lasst mich dem Geliebten beistehen! Doch ihr verwehrt es; indessen mag ein Schlag aus heiterem Himmel... Ach, gebt euch zufrieden; er ist tot... Warte, teure Seele! Gemeinsam wollen wir als Schatten Lethe überqueren. Zwar konnte ich dich nicht retten, doch treu... Doch du blickst mich an und verlässt mich? Verlass mich nicht!

Kavatine
Verlass mich nicht, mein Ein und Alles,
auch ich will mit dir
über diese Fluten setzen,
das andere Gestade zu erreichen, ...

Rezitativ
Ich Unglückliche! Was fällt mir ein? Wo denke ich hin? Raubt das grausame Maß meiner Leiden mir die Sinne? Elende Berenike, du rasest!

Arie
Warum, da ihr so zahlreich seid,
die ihr mir den Verstand raubt,
warum gebt ihr mir nicht den Tod,
ihr Qualen meines Herzens?
Nehmt zu, o Gott, nehmt zu,
bis mir das Übermaß des Leidens
Linderung schafft,
indem es mir das Leben raubt.

Joseph Haydn: Scena «Berenice, che fai?»
VOL. 9 _L'ADDIO

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

Download / Stream

zum Projekt
zum Shop

Franz Joseph Haydn (1732–1809) Sinfonie Nr. 45 Fis-Moll «Abschied» Hob. I:45 (Eszterháza, 1772)
Allegro assai / Adagio / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Presto – Adagio

45

SINFONIE NR. 45 FIS-MOLL «ABSCHIED» HOB. I:45

Besetzung: 2 Ob, Fg, 2 Hr, Str (mit Solo-Str)
Entstehungsjahr: [2. Hälfte?] 1772

Allegro assai / Adagio / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Presto – Adagio

 

von Christian Moritz-Bauer

Dass Joseph Haydns Sinfonie fis-Moll Hob. I:45, der sog. «Abschiedssinfonie», im Laufe der Musikgeschichtsschreibung ihre bekanntermaßen prominente Stellung zuteil werden sollte, hat sie vor allem (wenn auch nicht ausschließlich) der Vielgestalt und Bildhaftigkeit jener anekdotischen Entstehungsgeschichten zu verdanken, die ab den frühen 1780er Jahren um sie herum gesponnen wurden. Eine von diesen, nämlich diejenige, die Haydn in späteren Zeiten seinem Biographen Georg August Griesinger gegenüber zum Besten gab, sei hier zur Erinnerung nochmals im Detail wiedergegeben:

Unter der Kapelle des Fürsten Esterhazy befanden sich mehrere junge, rüstige Ehemänner, die im Sommer, wo sich der Fürst auf seinem Schloss Esterhaz aufhielt, ihre Weiber in Eisenstadt zurücklassen mußten. Gegen seine Gewohnheit wollte der Fürst einst den Aufenthalt in Esterhaz um mehrere Wochen verlängern; die zärtlichen Eheleute, äußerst bestürzt über diese Nachricht, wandten sich an Haydn und baten ihn, Rat zu schaffen.
Haydn kam auf den Einfall, eine Symphonie zu schreiben […] in welcher ein Instrument nach dem andern verstummt. Diese Symphonie wurde bei der ersten Gelegenheit in Gegenwart des Fürsten aufgeführt, und jeder von den Musikern war angewiesen, sowie seine Partie geendigt war, sein Licht zu löschen, die Noten zusammenzupacken und mit seinem Instrument unter dem Arme fortzugehen. Der Fürst und die Anwesenden verstanden den Sinn dieser Pantomime sogleich, und den andern Tag erfolgte der Befehl zum Aufbruch von Esterhaz1

.Warum die Musiker der fürstlich-esterházyschen Kapelle einst ihre Frauen und Kinder in Eisenstadt lassen und über Monate hinweg ein einsames Dasein inmitten jener sumpfigen Tiefebene verbringen mussten, welche die südöstlich des Neusiedler Sees gelegene Sommerresidenz ihres Dienstherren viele Kilometer weit umgab, steht auf einem anderen Blatt geschrieben: «Beruffen Sie alle Musicos zu sich, und bedeuten Sie ihnen in meinem Nahmen, daß ich künftig hin ihre Weiber und Kinder nicht einmal auf 24 Stund in Eszterhaz sehen wolle, die Haydnin, Fribertin, Dichtlerin, Celinin und Thomasinin ausgenohmen»2 heißt es in einer schriftlichen Anweisung, die Nikolaus I. am 8. Januar 1772 aus Wien an seinen Güterregenten Peter Ludwig Rahier in Eisenstadt sandte – ein autoritärer, ja geradezu unbarmherzig erscheinender Befehl, der aber seine durchaus praktischen Hintergründe besessen haben dürfte: Im sog. «Musikerhaus», das für die Unterbringung aller im fürstlichen Musik- und Theaterbetrieb beschäftigten Personen errichtet worden und seinerzeit noch im Ausbau befindlich war, herrschte ein akuter Mangel an Wohnraum, der sich sogar noch dadurch vergrößerte, dass die zum 1. Mai selbigen Jahres erwartete Gesellschaft des Schauspielers Carl Wahr mit siebzehn anstelle der im Vertrag festgehaltenen «wenig[stens] Zwölf Convenablen gut agirenden Persohnen»3 eingetroffen war.

Ob Haydn mit der «Abschiedssinfonie» tatsächlich das Ziel verfolgte Fürst Nikolaus zu einer rücksichtsvolleren Haltung gegenüber seinem an Sehnsucht und Heimweh erkrankten Orchesterpersonal zu bewegen, soll – auch angesichts der vielen anderen einst kursierenden Erzählungen – einmal dahingestellt sein. In jedem Fall haben wir es hier mit einem Kunstwerk zu tun, bei dem das gesamte musikalische Geschehen auf das berühmte Schlussbild eines sich auflösenden Klangkörpers hinausläuft und dabei einen bis ins letzte Detail durchdachten dramatischen Aufbau verfolgt: Auf ein Allegro assai von ungezügelter, monothematisch verbreiteter Leidenschaft folgt ein «von zärtlicher, süßer Wehmut»4 erfülltes Adagio sowie ein tonal «entlegenes» Menuett (Allegretto), dessen im Trio-Teil zitierter gregorianischer Lamentationston der Kunst- und Kulturhistoriker Thomas Tolley mit dem katholischen Ritus des «Tenebrae» – das Lichterlöschen während der abendlichen Stundengebete von Gründonnerstag bis Karsamstag – in Verbindung brachte.5

Was aber dachte sich Haydn, damals an jenem kühlen, windigen Abend Ende Oktober / Anfang November, als er sein Werk zu Papier brachte? Hatte er Sorge um die Reaktion seines Fürsten, als er im Adagio-Teil des Finalsatzes ein Instrument ums andere verstummen ließ? Verspürte er gar einen Anflug von Zivilcourage als er an die Situation seiner Musiker dachte? «Eigentlich [besteht] keine Veranlassung, an Haydns Aussage zu zweifeln», so Gerhard J. Winkler, dass «die sog. Abschiedssymphonie […] in Eszterháza tatsächlich realpantomimisch, also mit dem Hinausgehen der Orchestermitglieder, aufgeführt worden [ist]. Die etwas kuriose Anekdote kann sogar als Illustration dienen, was im Beziehungsdreieck zwischen Fürst, Kapellmeister und Orchester möglich war. Denn wie immer die Sinfonie Nr. 45 in Eszterháza gegeben zu werden pflegte: Fürst Nikolaus muss die – sei es pantomimisch-buchstäbliche, sei es imaginäre – Vorführung, wie sich sein Orchester vor seinen Augen auflöst, zur Kenntnis genommen und goutiert haben. Andernfalls hätte er Haydn entlassen müssen.»6

Georg August Griesinger: Biographische Notizen über Joseph Haydn. Leipzig, 1810, S. 28f.
Zit. nach: „Dokumente aus dem Esterházy-Archiven in Eienstadt und Forchtenstein, herausgegeben aus dem Nachlass von Janós Hárich II. Kommentar: Else Radant und H. C. Robbins Landon“, in: H. C. Robbins Landon, Otto Biba und David Wyn Jones (Hg.): Das Haydn Jahrbuch / The Haydn Yearbook, Bd / Vol. XIX 1994, S. 43.
Zit. nach ebda. S. 44.
Zit. nach Walter Lessing: Die Sinfonien von Joseph Haydn, Band II, Baden-Baden 1988, S. 65.
Vgl. Thomas Tolley: Rainting the Cannon's Roar. Music, the Visual Arts and the Rise of an Attentive Public in the Age of Haydn, c. 1750 to c. 1810. Aldershot, 2001, S. 86f.
Zit. nach Gerhard J. Winkler: „'Orchesterpantomime' in den Esterházy-Sinfonien Joseph Haydns“, in: ders. (Hg.), Das symphonische Werk Joseph Haydns. Referate des internationalen musikwissenschaftlichen Symposions Eisenstadt, 13.-15. September 1995, Eisenstadt, 2000 (= Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland 103), S. 103-116, hier S. 113.

Sinfonie Nr. 45 "Abschied"
VOL. 9 _L'ADDIO

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico

Download / Stream

zum Projekt
zum Shop

Besetzung

Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini,
Dirigent
Sandrine Piau, Sopran

  • Besetzungsliste Orchester

    1. Violine Stefano Barneschi, Fabrizio Haim Cipriani, Carlo Lazzaroni, Ayako Matsunaga, Fabio Ravasi
    2. Violine Liana Mosca, Angelo Calvo, Francesco Colletti, Maria Cristina Vasi
    Viola Renato Burchese, Carlo De Martini, Mirjam Töws
    Cello Paolo Beschi, Elena Russo
    Kontrabass Giancarlo De Frenza, Stefan Preyer
    Flöte Marco Brolli, Eva Oertle
    Klarinette Tindaro Capuano, Eduardo Raimundo Beltrán
    Oboe Emiliano Rodolfi, Priska Comploi
    Horn Johannes Hinterholzer, Edward Deskur
    Fagott Michele Fattori, Giulia Genini
     

Konzerte

Basel,
Mittwoch, 31.10.2018, 19.30 Uhr

Martinskirche Basel

Haydn-Lounge: 18.30 Uhr, mit Giovanni Antonini und Christian Moritz-Bauer
Haydn-Lesung: 19.00 Uhr, mit Franz Hohler

Konzert: 19.30 Uhr, Haydn-Suppe in der Konzertpause

Wien
Dienstag, 06.11.2018

Musikverein Wien

Rom
Mittwoch, 07.11.2018

Accademia Nazionale di Santa Cecilia, Rom

Biografien

Il Giardino Armonico
Orchester

Il Giardino Armonico

Orchester

Il Giardino Armonico, unter der Leitung von Giovanni Antonini, wurde 1985 gegründet und hat sich als eines der weltweit führenden Ensembles mit Spezialisierung auf historische Instrumente etabliert. Das Ensemble besteht aus Musikerinnen und Musikern aus den bedeutenden Musikinstituten Europas. Sein Repertoire konzentriert sich hauptsächlich auf das 17. und 18. Jahrhundert. Je nach Bedarf des jeweiligen Programms besteht die Gruppe aus sechs bis dreißig Musikerinnen und Musikern.

Das Ensemble wird regelmäßig zu Festivals auf der ganzen Welt eingeladen und tritt in den bekanntesten Konzerthallen auf. Große Anerkennung erfährt es dabei sowohl für seine Konzerte als auch für seine Opernproduktionen, z. B. Monteverdis „L’Orfeo“, Vivaldis „Ottone in Villa“, Händels „Agrippina“, „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“, „La Resurrezione“ und „Giulio Cesare in Egitto“ mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen 2012.

Darüber hinaus ist Il Giardino Armonico stets intensiv mit Aufnahmen beschäftigt. Viele Jahre war das Ensemble exklusiv bei Teldec unter Vertrag und erhielt mehrere bedeutende Auszeichnungen für seine Aufnahmen von Werken von Vivaldi und den anderen Komponisten des 18. Jahrhunderts. Es folgte ein Exklusivvertrag mit Decca/L’Oiseau-Lyre für die Aufnahme von Händels Concerti Grossi op. 6 und die Kantate „Il Pianto di Maria“ mit Bernarda Fink. Bei Naïve brachte Il Giardino Armonico zudem „La Casa del Diavolo“, Vivaldis Cellokonzerte mit Christophe Coin, sowie die Oper „Ottone in Villa“ heraus, die 2011 mit dem Diapason d'Or ausgezeichnet wurde. Für das Label Onyx nahm es Vivaldis Violinkonzerte mit Viktoria Mullova auf.

Nach dem großen Erfolg und der Grammy-Auszeichnung für „The Vivaldi Album“ mit Cecilia Bartoli (Decca, 2000) führte eine erneute Zusammenarbeit mit ihr 2009 zu dem Projekt „Sacrificium“ (Decca), ein Platin-Album in Frankreich und Belgien, das einen weiteren Grammy erhielt. Produkt des jüngsten Projekts mit Cecilia Bartoli ist das Album „Farinelli“ (Decca, 2019).
Ebenfalls bei Decca brachte Il Giardino Armonico „Alleluia“ (2013) und „Händel in Italy“ (2015) mit Julia Lezhneva heraus – beide Werke wurden von Öffentlichkeit und Kritikern gepriesen.

In einer Koproduktion mit dem Nationalen Forum für Musik in Breslau (Polen) veröffentlichte Il Giardino Armonico „Serpent & Fire“ mit Anna Prohaska (Alpha Classics – Outhere Music Group, 2016) und gewann 2017 den ICMA für Barockgesang. Es folgte die Telemann-Aufnahme auf CD und LP (Alpha Classics, 2016), die 2017 den Diapason d’Or de l'Année und den Echo Klassik erhielt.
Die Einspielung von fünf Violinkonzerten von Mozart mit Isabelle Faust (Harmonia Mundi, 2016) ist das Ergebnis der hochkarätigen Zusammenarbeit mit der großartigen Violinistin und wurde 2017 mit dem Gramophone Award und Le Choc de l'année ausgezeichnet.
Ein neues Vivaldi-Album, „Concerti per flauto“, ist erschienen (Alpha Classics, March 2020) und gewann den Diapason d’Or: eine prächtige Zusammenstellung aus diesem Repertoire mit Giovanni Antonini als Soloist, aufgenommen zwischen 2011 und 2017.

Il Giardino Armonico ist Teil des Projekts „Haydn2032“, zu dessen Zweck die Joseph Haydn Stiftung Basel gegründet wurde, um sowohl die Einspielung der gesamten Haydn-Sinfonien (Label: Alpha Classics) als auch Konzerte in verschiedenen europäischen Städten mit dem thematischen Schwerpunkt auf dessen Repertoire zu unterstützen. Das erste Album mit dem Titel „La Passione“ kam im November 2014 heraus und erhielt den Echo Klassik (2015). „Il Filosofo“, 2015 veröffentlicht, wurde mit dem „Choc of the Year“ von Classica ausgezeichnet. Das dritte Album, „Solo e Pensoso“, erschien im August 2016 und das vierte Album, „Il Distratto“, kam im März 2017 heraus und gewann im selben Jahr den Gramophone Award. Die achte Einspielung, La Roxolana, wurde im Januar 2020 veröffentlicht und die neunte Aufnahme, „L’Addio“, kam im Januar 2021 heraus und gewann den „Choc of the Year“ von Classica und den Diapason d’Or. Das zehnte Album, „Les Heures du Jour“, wurde im Juli 2021 herausgebracht und gewann im Oktober 2021 den Diapason d’Or.
Der Album-Zyklus wurde kürzlich um ein weiteres monumentales Werk des österreichischen Komponisten ergänzt: „Die Schöpfung“ mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks wurde im Oktober 2020 veröffentlicht.

Das Ensemble arbeitete ebenfalls mit renommierten Soloisten wie Giuliano Carmignola, Sol Gabetta, Katia und Marielle Labèque, Viktoria Mullova und Giovanni Sollima zusammen.
2018 setzte Il Giardino Armonico seine Zusammenarbeit mit der jungen und talentierten Violinistin Patricia Kopatchinskaja mit einem Programm voller schöpferischer Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft fort, das philologische Genauigkeit und zeitgenössische Musik verbindet: Das Album „What’s next Vivaldi?“ kam im Oktober 2020 bei Alpha Classics heraus und erhielt 2021 den Opus Klassik.
Zu den jüngsten Projekten zählen die Aufnahme von „La morte della Ragione“ (koproduziert mit dem Nationalen Forum für Musik in Breslau, herausgebracht von Alpha Classics und 2019 ausgezeichnet mit dem Diapason d’Or), ein Programm zur Förderung der Aufmerksamkeit für Barockmusik in Europa und die Suche nach einer Wiederbelebung des Hörerlebnisses früher Musik.

ilgiardinoarmonico.com

Giovanni Antonini
Dirigent

Giovanni Antonini

Dirigent

Der gebürtige Mailänder Giovanni Antonini studierte an der Civica Scuola di Musica und am Zentrum für alte Musik in Genf. Er ist Mitbegründer des Barockensembles Il Giardino Armonico, dessen Leitung er seit 1989 innehat. Mit dem Ensemble trat er als Dirigent und als Solist für Block-und Traversflöte in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Südamerika, Australien, Japan und Malaysia auf. Er ist künstlerischer Leiter des Wratislavia Cantans Festival in Polen und Erster Gastdirigent des Mozarteum Orchesters und des Kammerorchesters Basel.
Antonini hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Viktoria Mullova, Giuliano Carmignola, Giovanni Sollima, Sol Gabetta, Sumi Jo, Emmanuel Pahud, Katia und Marielle Labèque sowie Kristian Bezuidenhout.
Dank seiner erfolgreichen Arbeit ist Antonini gefragter Gastdirigent bei vielen führenden Orchestern. So gastiert er etwa regelmässig bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem London Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra und dem Kammerorchester Basel.
Zu seinen Opernproduktionen gehören Händels «Giulio Cesare» und Bellinis «Norma» mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen. Im Jahr 2018 dirigierte er «Orlando» am Theater an der Wien und kehrte für Idomeneo an das Opernhaus Zürich zurück. In der Saison 21/22 wird er als Gastdirigent das Konzerthausorchester Berlin, Stavanger Symphony, Anima Eterna Bruges und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigieren. Außerdem wird er Cavalieris Oper «Rappresentatione di Anima, et di Corpo» für das Theater an der Wien und eine Ballettproduktion von Haydns «Die Jahreszeiten» für das Wiener Staatsballett mit den Wiener Philharmonikern dirigieren. 

Mit Il Giardino Armonico hat Giovanni zahlreiche CDs mit Instrumentalwerken von Vivaldi, J.S. Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke für Teldec aufgenommen. Mit Naïve nahm er Vivaldis Oper «Ottone in Villa» auf, und mit Il Giardino Armonico für Decca spielte er «Alleluia» mit Julia Lezhneva und «La morte della Ragione» ein, Sammlungen von Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit dem Kammerorchester Basel hat er die gesamten Beethoven-Sinfonien für Sony Classical aufgenommen und mit Emmanuel Pahud für Warner Classics eine CD mit Flötenkonzerten unter dem Titel «Revolution». Im Jahr 2013 dirigierte er eine Aufnahme von Bellinis «Norma» für Decca in Zusammenarbeit mit dem Orchestra La Scintilla.

Antonini ist künstlerischer Leiter des Projekts Haydn 2032, mit dem die Vision verwirklicht werden soll, bis zum 300. Jahrestag der Geburt des Komponisten sämtliche Sinfonien von Joseph Haydn aufzunehmen und mit Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel aufzuführen. Die ersten 12 Editionen sind beim Label Alpha Classics erschienen, jährlich sind zwei weitere Editionen geplant.

Sandrine Piau
Sopran

Sandrine Piau

Sopran

Als herausragende Interpretin der Barockmusik arbeitet die französische Sopranistin Sandrine Piau seit jeher mit renommierten Dirigenten wie William Christie, Philippe Herreweghe, Christophe Rousset, Gustav Leonhardt, Ivor Bolton, Ton Koopman, René Jacobs, Marc Minkowski und Nikolaus Harnoncourt zusammen.  Sandrine Piau ist auf den internationalen Opernbühnen mit sehr unterschiedlichen Rollen hervorgetreten. Genannt seien hier Kleopatra (Giulio Cesare), Morgana (Alcina), Dalinda (Ariodante), Alcina und Dalinda (Ariodante), Pamina (Zauberflöte), Donna Anna (Don Giovanni) sowie Despina (Così fan tutte).  Als gefeierte Interpretin französischer und deutscher Lieder wird sie von namhaften Pianisten begleitet, darunter Jos van Immerseel, Roger Vignoles und Susan Manoff. Sie gibt regelmässig Liederabende und wirkt in Konzerten mit, so in New York, Paris, London, Tokio, München, Zürich und Salzburg sowie jüngst bei der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie.  In den letzten Jahren war sie bei den Salzburger Festspielen, in der Carnegie Hall und Wigmore Hall, beim Covent Garden Festival, im Wiener Musikverein, im Salle Pleyel, beim Festival de Saint-Denis, im Amsterdamer Concertgebouw sowie im Teatro Communale von Florenz und Bologna zu erleben und musizierte mit berühmten Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern, den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de Paris und dem Boston Symphony Orchestra. Sandrine Piaus umfangreiche Diskografie umfasst vier CDs mit Musik von Händel und Mozart sowie zwei Recitals – «Après un rêve» und «Evocations» –, auf denen sie von ihrer langjährigen Klavierpartnerin Susan Manoff begleitet wird. Grossen Anklang bei den Kritikern fand Piaus Album «Desperate Heroines», eine beeindruckende Auswahl von Mozartarien, die mit dem Orchester des Mozarteums Salzburg unter der Leitung von Ivor Bolton eingespielt wurde.  Sandrine Piau hat jüngst einen Exklusivvertrag mit «Alpha Classics» abgeschlossen. Zu den Höhepunkten der Musiksaison 2018/19 gehören ein erneutes Gastspiel im Lincoln Centre, eine Europatournee mit dem Freiburger Barockorchester sowie die Opernproduktion Alcina bei den Salzburger Festspielen. Sandrine Piau wurde 2006 der Titel «Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres» verliehen. Im Rahmen der Victoires de la Musique Classique wurde sie 2009 als «Artiste lyrique de l‘année» (Opernsänger/in des Jahres) ausgezeichnet.

Videos

Sinfonie Nr. 35
Sinfonie Nr. 15
Joseph Haydn: Scena «Berenice, che fai?»
Sinfonie Nr. 45 "Abschied"

Aufnahmen


VOL. 9 _L'ADDIO

CD

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico, Sandrine Piau
Sinfonien Nr. 15, Nr. 35, Nr. 45 "Abschied"
Scena "Berenice, che fai?"


Erhältlich über:
Bider&Tanner, Basel
Outhere Music
Download / Stream


Am 8. September 2023 erschienen

VOL. 9_L'ADDIO

Vinyl-Schallplatte mit Buch (mit Download-Code CD)

Giovanni Antonini, Il Giardino Armonico, Sandrine Piau
Sinfonien Nr. 15, Nr. 35, Nr. 45 "Abschied"
Scena "Berenice, che fai?"
Essay "Abschied" von Franz Hohler


Erhältlich über:
Bider&Tanner, Basel
Outhere Music

Patrick Zachmann / Magnum Photos

Biografie

Patrick Zachmann
Fotograf, Magnum Photos

Patrick Zachmann

Fotograf, Magnum Photos

Patrick Zachmann ist ein französischer Fotograf, der 1955 in Choisy-le-Roi geboren wurde. Er arbeitet seit 1976 als freiberuflicher Fotograf und kam 1985 zu Magnum Photos. Mit seinen eindringlichen und beeindruckend schönen Fotografien setzte er sich im Laufe von vierzig Jahren in zahlreichen detaillierten und berührenden Projekten mit den Themen kulturelle Identität, Erinnerung und Immigration auseinander. Er hat die chinesische Diaspora, die jüdische Identität und die Not von Migranten in Marseille dokumentiert, während er sich selbst dazu zwang, seinen „Stil“ immer wieder zu hinterfragen, indem er sowohl analog als auch digital, in Farbe und Schwarzweiß und mit Multimedia-Formaten arbeitete. In nahezu allen seinen Werken fühlt man eine tiefe Verbundenheit mit ihren Sujets, die Patrick Zachmann sorgfältig kultiviert.

Er arbeitete an einem Projekt zur illegalen Einwanderung in Europa und dokumentierte kürzlich die umfangreichen Renovierungsarbeiten in Notre-Dame.

Seine Werke aus diesem Projekt wurden unter anderem in den Publikationen TIME, Stern, Le Figaro, Le Monde, Libération, L‘Obs, De Standaard und anderen veröffentlicht.  

Kopfschüttelnd öffnete der Kammerdiener den grossen Kirschholzschrank, ein Möbel, das Haydn bei seinem letzten Umzug aus Schloss Esterháza hatte mitbringen lassen, nahm das Gewand des ersten Hofmusicus heraus und ging damit aus dem Zimmer. Wo er hinwolle, murrte Haydn. Er gehe nach draussen, den Anzug abklopfen und bürsten, damit sein Herr nicht vom Staub molestiert werde. „Dann schick gleich nach der Kutsche!“ rief ihm Haydn nach und tunkte vergnügt sein Kipferl in den Kräutertee. „Wie sehe ich aus?“ fragte er wenig später, als er mit aufgesetzter, gepuderter Perücke und umgehängtem Degen in seiner Uniform vor dem Spiegel stand und sich mit einem leichten Schwung auf dem Absatz drehte. „Prächtig sieht Er aus, Papa“, sagte Elßler, der immer noch nicht fassen konnte, was in seinen Meister gefahren war.

Ausschnitt aus dem Essay "Abschied" von Franz Hohler


Das Essay "Abschied" ist in der Schallplatten-Edition Vol. 9 und im Buch "Der Enkeltrick" (Erzählungen) von Franz Hohler erschienen.


«Drei Fragen zu Haydn» an Franz Hohler

Franz Hohler vorzustellen, mag unsere Schweizer Leser anmuten, als wollte man den bekannten Käse ins Emmental tragen. Dem Rest der Welt sei immerhin verraten, dass der in Biel geborene und seit 1963 in Zürich lebende Schriftsteller und Kabarettist auch als Liedermacher tätig, also musikalisch einschlägig vorbelastet ist – wobei er sich allerdings nicht auf der Gitarre, sondern auf dem Cello zu begleiten pflegt. Der Titel seines ersten literarisch-musikalischen Soloprogramms (1965) lautete übrigens pizzicato, bezieht sich also auf jene zupfende Spieltechnik von Streichinstrumenten, mit der Haydn einige seiner schönsten Effekte erzielt hat.

Haben Sie ein Lieblingswerk von Haydn – und wenn ja, welches?

Das Lerchenquartett (Op.64 Nr.5). Ich habe es in meiner Jugend zusammen mit meiner Mutter und ihren Mitmusikerinnen gespielt, und als ich kürzlich eingeladen wurde, in einem Streichquartett mitzumachen, war es das erste Stück, das wir spielten. In den fast sechzig Jahren, die dazwischen lagen, habe ich es nie gehört.

Wenn Sie Joseph Haydn begegnen könnten, was würden Sie ihm gerne sagen?

Als ich meiner 5-jährigen Enkelin sagte, ich hätte heute mit drei andern zusammen ein Stück von einem Komponisten gespielt, der vor 300 Jahren geboren sei, fragte sie erstaunt: «Und dä läbt immer no?» Ich glaube, diese Geschichte würde Haydn gefallen.

Einer der berühmtesten Aussprüche Haydns lautet bekanntlich: «Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt». Was bedeutet für Sie als Schriftsteller die «Sprache» der Musik im Vergleich zur Wort-Sprache?

Ich beneide alle Musiker und Musikerinnen um ihre Weltsprache. Als Schriftsteller, der durch die ganze Welt verstanden werden will, muss man übersetzt werden. Dazu braucht es nebst Erfolg in der eigenen Sprache Verlage in den andern Sprachen, die sich für einen interessieren, und gute Übersetzerinnen und Übersetzer, denen es gelingt, den Sprachfluss und die Stimmung des Originals angemessen wiederzugeben. Natürlich freue ich mich, wenn ich ein Buch von mir in fremden Schriftzeichen bekomme, aber eigentlich habe ich das Gefühl, das könne ich nicht geschrieben haben.  
 

 

Biografie

Franz Hohler
Autor

Franz Hohler

Autor

Franz Hohler ist 1943 in Biel geboren und in Olten aufgewachsen. Nach fünf Semestern Germanistik und Romanistik hat er sich als Kabarettist und Schriftsteller selbständig gemacht. Er ist verheiratet und wohnt in Zürich. Seine zahlreichen Kurzgeschichten, Romane, Gedichte und Theaterstücke wurden mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet, darunter "Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor" (2002), "Kunstpreis der Stadt Zürich" (2005), "Solothurner Literaturpreis" (2013), Alice Salomon Poetik Preis Berlin (2014) und "Johann Peter Hebel-Preis" (2014). Hohlers literarischen Talente sprechen Menschen aller Generationen an. Seine Bücher für Erwachsene und Kinder wurden in 30 Sprachen übersetzt.

Letzte Buchveröffentlichungen: „Fahrplanmässiger Aufenthalt“ (Luchterhand Verlag, 2020), „Tschipo und Tschipo und die Pinguine“ (Doppelband, Hanser bei dtv, 2019), „Sommergelächter“ (Gesammelte Gedichte, Luchterhand Verlag, 2018) "Am liebsten ass der Hamster Hugo Spaghetti mit Tomatensugo" (Gedichte für Kinder, Hanser Verlag, 2018), „Das Päckchen“ (Roman, Luchterhand Verlag, 2017), "Die Nacht des Kometen“ (Erzählung für Kinder, Hanser Verlag, 2015).