NO.15 __LA REINE

Kammerorchester Basel
Giovanni Antonini, Dirigent
Christian Tetzlaff, Violine
Bruno Preisendörfer, Autor
Carl de Keyzer, Fotografie

 

Joseph Haydn: Sinfonien Nr. 62, Nr. 50 "Der Götterrath" und Nr. 85 "La Reine"
Joseph Haydn: Konzert für Violine und Streicher A-Dur

 

Das 15. Projekt von Haydn2032, unserer beliebten wie international beachteten Konzert- und CD-reihe, lautet „La Reine“. Alternativ könnte es aber auch "Majestäten" oder "(für) Mutter und Tochter“ heißen, kombiniert es doch zwei Werke, die für bzw. zu Ehren von Maria Theresia geschrieben wurden, mit der Pariser Sinfonie Nr. 85 "La Reine“, die eine besondere Favoritin von Marie Antoinette, Königin von Frankreich gewesen sein soll: Sinfonie Nr. 50, die einst die Ohren der Kaiserin entzückte, als sie Fürst Nikolaus 1773 in seinem „Ungarischen Versailles“ besuchte und Sinfonie Nr. 62 von 1780, dem Jahr ihres 40-jährigen Thronjubiläums, das gleichzeitig auch das letzte ihres so ereignis- wie ruhmreichen Lebens sein sollte. Mit der Aufführung dieses einzigartigen, selten zu hörenden Werkes wurde am 15. Oktober, dem Namenstag der Monarchin, der Wiederaufbau des Opernhauses von Schloss Eszterház gefeiert, nachdem die eigentlich auf dieses Ereignis hin komponierte Oper La fedeltà premiata ob der noch nicht funktionstüchtigen Bühnenmaschinerie kurzerhand durch eine Aufführung des in Italien zur Zeit der Renaissance angesiedelten Trauerspiels Julius von Tarent ersetzt werden musste. Dies jedenfalls würde sowohl das zentrale Allegretto mit seiner gondelliedartigen Achtelbegleitung als auch den allgemeinen Pasticcio-Charakter jener Komposition erklären, die einst als instrumentales Gegenstück zur Leisewitz'schen Sturm und Drang-Tragödie gedacht gewesen sein dürfte.

Programm

Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 62 in D-Dur, Hob. I:62 (1780)
Allegro / Allegretto / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Allegro

62

SINFONIE NR. 62 D-DUR HOB. I:62

Besetzung: Fl, 2 Ob, (2) Fg, 2 Hr, Str
Entstehungsjahr: bis 1781 [1780]

Allegro / Allegretto / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Allegro

 

von Christian Moritz-Bauer

Am 18. November 1779 war auf Schloss Eszterház in Ungarn das „große Komödienhaus“ bis auf die Grundmauern abgebrannt, nachdem im benachbarten chinesischen Tanzsaal versehentlich ein nur zur Dekoration gedachter Ofen befeuert wurde. Während also nicht nur das 1768 eröffnete Theatergebäude sondern auch einige Instrumente wie wertvolle Partituren des Kapellmeisters Haydn zum Raub der Flammen wurden, zeigte sich Fürst Nikolaus ob des Fortbestehens seines über alle Maßen geliebten Theaterspiels, zu dem er erst wenige Jahre zuvor den Befehl erlassen hatte, es möge nun alle Abend lang im Wechsel von Oper, Komödie, Ballett und Marionettenspiel gegeben werden, offenbar keineswegs entmutigt, sondern voller Tatendrang.

So kam es etwa, dass nicht einmal drei Wochen später, am Vorabend des Namenstags des Fürsten, Haydns Azione teatrale „L’isola disabitata“ ersatzweise im nahestehenden Marionettentheater sowie am darauffolgenden Nikolaustag bereits der Grundstein für einen noch größeren, prachtvollen Neubau gelegt wurde. Überhaupt gehörten Namenstage, besonders wenn sie diejenigen des Fürsten, der Witwe seines verstorbenen älteren Bruders oder auch der Kaiserin und Königin von Ungarn, Maria Theresia, betrafen, stets zu den wichtigsten äußeren Anlässen, um einen neuen Höhepunkt im Theaterleben auf Schloss Eszterház zu setzen. Zu jenen gehörte auch der 15. Oktober 1780, der in diesem Jahr nicht nur – wie vormals üblich – das Ende der dortigen Spielzeit markierte, sondern – u. a. auch wegen des baldigen 40. Jahrestags der Thronbesteigung Maria Theresias, zur Eröffnung des neuen Theaterbaus auf Eszterház bestimmt wurde.

Dass die Monarchin, die seit ihrer Hochzeit mit Franz I. Stephan offiziell nur (mit)regierende Erzherzogin von Österreich war, ihr eigentliches Thronjubiläum, also den 22. November 1780 schließlich um nur mehr genau eine Woche überleben sollte, war außerhalb ihrer engsten Familie wohl kaum vorauszusehen. So bereitete man also ihr zu Ehren mit der großen Wiedereröffnung auf Schloss Eszterház ein Denkmal, das sie zwar nie sehen sollte, ihr aber mit Sicherheit gefallen hätte, wie eine Beschreibung des selbigen aus dem Jahr 1784 erahnen lässt: „Von der Vorhalle aus führte ein doppelter Treppenaufgang, der an beiden Seiten mit schmiedeeisernem Geländer verziert war, zu den Logen im Obergeschoss und zur Galerie. In der Nähe der Logen standen den Gästen Zimmer zur Verfügung, die mit Couches, Spiegeln, Uhren, Porzellan, verschiedenen Gebrauchs- und Ziergegenständen reich eingerichtet waren. Die Fürstenfamilie und die vornehmeren Gäste schauten die Aufführungen von den Logen und der Galerie im Obergeschoss aus an. Im Zuschauerraum befanden sich außer den Ehrenlogen 400 Sitzplätze. Er wurde mit vier großen Kachelöfen erwärmt, die von außen beheizt wurden.”

Da das mit allem Komfort versehene und der modernsten Technik der Zeit ausgestattete Theatergebäude aber im Oktober 1780 noch nicht vollendet, d. h. konkret die Bühnenmaschinerie noch nicht zur Gänze fertiggestellt bzw. funktionstüchtig war, musste im Zuge der diversen Vorbereitungen zur großen Festveranstaltung kurzerhand umgeplant werden. Ein, wenn nicht gerade der Leidtragende dabei war Joseph Haydn, dessen neuestes Bühnenwerk, „La fedeltà premiata“, eigentlich zu diesem Anlass hätte ‚aus der Taufe gehoben‘ werden sollen. Stattdessen war es die Gesellschaft des Franz Diwaldt, die gegenwärtig von Fürst Nikolaus verpflichteten Theatertruppe, der die Aufgabe zufiel, das neue Haus mit „Julius von Tarent“, einem Werk des literarischen „Sturm und Drang“ aus der Feder von Johann Anton Leisewitz zu eröffnen, in dem – basierend auf einer historischen Begebenheit am Hofe der Medici im Florenz des 16. Jahrhunderts – der Zwist der Brüder Julius und Guido von Tarent um die Bürgerliche Blanca zu derer beiden Tode führt. Da es für Nikolaus I. Esterházy aber wahrscheinlich undenkbar war, seinen hochverehrten Kapellmeister zu einem so großen besonderen Anlass ohne zumindest einen ersatzweisen Kompositionsauftrag außenvorzulassen, dürfte er wohl eilends noch eine neue Sinfonie bei Haydn bestellt haben, von der wir vermuten, dass es sich dabei um eben jenes Werk in D-Dur handelte, von dem aus gesehen unser heutiger, unter das Motto „Majestäten“ gestellter Reigen seinen Anfang nimmt. Als Begründung für diese These wären u. a. folgende Argumente vorzubringen:
1. Die Sinfonie Nr. 62 fällt allein schon aufgrund dessen, dass all ihre Sätze ausnahmslos in ein und derselben Tonart – nämlich in D-Dur – stehen, bereits so weit aus dem üblichen Kompositionsschema heraus, dass sie als ein genuin zusammenhängendes viersätziges Orchesterwerk wenigstens grundsätzlich infrage gestellt werden sollte.
2. Die Komposition, die mit der Bearbeitung der bereits um 1777 entstandenen, möglicherweise ursprünglich der verschollenen Marionettenoper „Genovefens vierter Theil“ zugehörigen Ouvertüre Hob. Ia:7 beginnt, trägt zahlreiche Merkmale einer in großer Eile vollbrachten Arbeit. Hierunter ist etwa das ursprüngliche Vergessen der Flötenstimme im ersten Satz der verschollenen Kopiervorlage zum „authentischen“ Stimmsatz des Esterházy-Kopisten und (kurzfristig beschäftigungslos gewordenen) Sänger Leopold Dichtler zu verstehen – ein Versehen, dem Haydn dadurch Abhilfe verschaffte, dass er den von Dichtler stammenden Vermerk „primo all[egr]o: Tacet“ am Beginn der Flötenstimme einfach tilgte. Daneben setzte Haydn die augenzwinkernde Bemerkung „Freund! Suche d[as] erste Allegro“ und trug schließlich das selbige im Anschluss an das zweite Allegro eigenhändig nach – wie auch die ergänzende Satzbezeichnung „Finale“ vor das vorherige.
3. Vom zweiten Satz, einem recht beschwingt daherkommenden Allegretto, schrieb etwa der Haydn-Forscher A. Peter Brown, dass hier der Topos einer Barkarole, ein (venezianisches) Gondel- bzw. Schifferlied anklinge, eine Art Charakterstück also, von dem etwa Charles Burney schrieb, dass es [um die Zeit seines 1771 erschienen „Present State of Music in Italy“] bereits so allgemein zelebriert wurde, dass ein jeder musikalischer Sammler von Geschmack in Europa gut damit ausgestattet sei.
4. Ein theater- wenn nicht gar opernhaftes Cliché, das den Beschluss der Exposition des Finalsatzes sowie die Durchführung des selbigen charakterisiert, korrespondiert zum besagten Barkarole-Topos auf eine seltsam eigensinnige Weise, in dem es ein Motiv, das dem sogenannten lombardischen Rhythmus folgt, bis ins scheinbare Gehtnichtmehr fortzuführen sucht.

Dem allen zufolge wäre es also durchaus möglich, dass die wohl ungewöhnlichste aller D-Dur-Sinfonien Joseph Haydns dereinst nicht nur an dem bereits erwähnten Namenstag von Maria Theresia bzw. der Heiligen Theresia von Avila auf Schloss Eszterház zur Uraufführung gelangte, sondern vielleicht sogar so um die Akte der Tragödie „Julius von Tarent“ herumgruppiert wurde, auf dass sie diese satzweise als Vor- und Zwischenspiele umrahme. Jedenfalls hätte solches Unterfangen ganz bestimmt auch dem gastgebenden Fürsten gefallen, der ja – wo immer nur möglich – der Komödie den Vorzug vor der Tragödie gab. Ein direkter charakterlicher Bezug zwischen Theaterstück und Rahmenmusik, wie Haydn2032-Fans sie von den ursprünglich aus Schauspielmusik bestehenden Sinfonien Nr. 28, 60, 63, 65 und 67 her kennen, wäre demnach bei „Julius von Tarent“ und Hob. I:62 nicht einmal unbedingt im Sinne ihres Erfinders gewesen...

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Joseph Haydn (1732–1809): Konzert für Violine und Streicher A-Dur Hob. VIIa:3 (um 1765–70)
Moderato / Adagio / Finale. Allegro

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JOSEPH HAYDN: KONZERT FÜR VIOLINE UND STREICHER A-DUR HOB. VIIa:3 (um 1765–70)

Moderato / Adagio / Finale. Allegro

 

von Christian Moritz-Bauer

Während Haydns Sinfonie Nr. 62 in D-Dur eindeutig auf das Jahr 1780, in ihrer überlieferten Form vielleicht sogar auf die unmittelbar dem 15. Oktober selbigen Jahres vorausgehenden Tage datiert werden kann, lässt sich die Entstehung seines dritten von ursprünglich vier komponierten Violinkonzerten nur recht grob auf den Zeitraum 1765 – 1770 beschränken, der dafür von zwei für die kaiserliche Familie überaus bedeutsamen Jahreszahlen eingegrenzt wird: derjenige der Hochzeit von Erzherzog Leopold mit der spanischen Prinzessin Maria Ludovica in Innsbruck, während deren Feierlichkeiten es zum unvorhersehbaren Tod von Kaiser Franz I. Stephan gekommen war, sowie die der Vermählung von Erzherzogin Maria Antonia mit Louis-Auguste de France, Duc de Berry und Thronerbe des Königs von Frankreich.

Vieles spricht dafür, dass Haydn seine Konzerte mit solistischer Violine – trotz durchaus vorhandenem Vermögen nicht für den Eigengebrauch, sondern für seinen Konzertmeister aus den Reihen der esterházy‘schen Hofkapelle schrieb. Dies war bekannterweise der 1741 in Pesaro geborene (Aloisio) Luigi Tomasini, der noch zu Zeiten von Fürst Paul II. Anton seine Anstellung daselbst gefunden hatte. Jedenfalls trägt eines der im Haydns „Entwurfkatalog“ eingetragenen konzertanten Werke den Zusatz „Concerto per il Violino fatto per il luigi“. Hinzu kommt, dass insbesondere das heute erklingende A-Dur-Konzert durch seine Anweisung zum ersten Satz („Moderato“) sowie in der vom Solisten geforderten virtuos-konzertierenden Spielweise an die Quartettdivertimenti op. 9 von 1769/1770 erinnert, bei denen sich Haydn am besonderen Können Tomasinis orientiert hatte. Hervor sticht unter dieser, seiner mit Abstand umfangreichsten Partitur für Violine mit Begleitung eines Streicherensembles, deren wichtigste allesamt handschriftliche Quellen heute im Musikkonservatorium Benedetto Marcello in Venedig bzw. in der Musikaliensammlung von Stift Melk in Niederösterreich liegen, besonders das Finale, das kein ungestümes Presto, sondern vielmehr ein so subtil wie dicht gearbeitetes Allegro im unüblichen ¾-Takt darstellt, der aber eindeutig nicht dem Charakter eines „Tempo di Menuetto“ folgt.

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Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 50 in C-Dur «Der Götterrath» Hob. I:50, (1773/74)
Adagio e maestoso – Allegro di molto / Andante moderato / Menuet – Trio / Finale. Presto

50

SINFONIE NR. 50 C-DUR «DER GÖTTERRATH» HOB. I:50

Besetzung: 2 Ob, 2 Hr, 2 Trp, Pk, Str
Entstehungsjahr: ab 1773 [1773/1774]

Adagio e maestoso – Allegro di molto / Andante moderato / Menuet – Trio / Finale. Presto

 

von Christian Moritz-Bauer

Es gilt als offenes Geheimnis, dass sich das Theaterwesen am Hof der Fürsten Esterházy, egal ob es sich bei den aufgeführten Werken um solche des Sprech- oder des Musiktheaters handelte, sehr stark an Wien, d. h. an den Spielplänen der beiden k. k. Hoftheater, demjenigen am Kärntnertor wie dem nächst der Burg orientierte, wo sowohl Paul II. Anton als auch Nikolaus I. Joseph eine Loge gemietet hatten. Einer weiteren Mode des späteren 18. Jahrhunderts folgend, entschloss sich der Letztere der beiden im Juli 1772 einem gewissen Karl Michael von Pauerspach, Sekretär der niederösterreichischen Landrechte und passionierter Marionettenspieler, dessen erst kürzlich und mit großem Erfolg am Kärntertortheater zum Einsatz gebrachtes kostbares Figurentheater für sage und schreibe 300 Dukaten abzukaufen. Ein, wenn nicht sogar das vordergründige Ziel dieses Geschäfts wahr wohl, selbiges darauf bei einem bereits von langer Hand geplanten Besuch ihrer kaiserlichen Hoheit Maria Theresia, der Anfang September 1773 zu Eszterház stattfinden sollte, im noch zu errichtenden – vis-à-vis dem Opernhaus situierten Marionettentheater zu präsentieren. Als Begrüßungsstück für Maria Theresia, die ja auch Königin von Ungarn, wegen ihrer rigorosen Steuerpolitik bei dortigem Adel aber alles andere als beliebt war, hatte der ihr stets treu ergebene Fürst Nikolaus Esterházy bei Pauerspach als Direktor und Textdichter sowie bei Haydn als Komponist, ein Werk namens „Philemon und Baucis“ bestellt, das auf einer Metamorphose des Ovid basierend in einer Apotheose des Hauses Habsburg enden sollte. Voraus ging dem halb ernsthaften, halb komischen Geschehen um ein altes Ehepaar, dem die über die jüngsten Entwicklungen der Menschheit zürnenden Götter Jupiter und Merkur einen Besuch abstatten, ein Vorspiel namens „Der Götterrath“, von dem sich im Gegensatz zum darauffolgenden Singspiel allerdings nur die zweisätzige Ouvertüre sowie ein kurzes Instrumentalstück zum Auftritt der Göttin Diana erhalten haben. Diese Ouvertüre wiederum sollte – wie Haydn es des Öfteren in seiner kompositorischen Laufbahn zu tun pflegte – später um ein Menuett sowie einen Schlusssatz erweitert, eine kleine Karriere als eigenständige Konzertsinfonie machen, was, in diesem Falle abzuleiten durch das nunmehrige Vorhandensein von Stimmen für zwei 1773 nicht verfügbare Trompeten, höchstwahrscheinlich im Jahr 1774, spätestens jedoch 1775 geschehen war. Dürften die beiden ersten Sätze der C-Dur-Sinfonie, die, ihrer Abstammung entsprechend, dem Werk in seiner Gesamtheit schließlich den Beinamen „Der Götterrath“ einbringen sollte, eine Reverenz auf den bekanntermaßen etwas konservativen Musikgeschmack der Monarchin zu verstehen sein, so sollte ihnen ihr denkbar hohes Maß an Theatralität allerdings keineswegs aberkannt werden. Hinsichtlich des Prestos, das auf einen pompösen Menuet-Satz folgt und von dem (aus den besagten Besetzungsgründen) traditionellerweise ausgegangen wird, dass es sich dabei um einen nachkomponierten Finalsatz handeln dürfte, entwickelte Manfred Huss die These, dass dieser auch möglicherweise schon als eine überleitende Schlussmusik zwischen dem Marionettenspiel und der einst darauf folgenden Illumination des Schlossparks zu Eszterház gedient haben könnte, als sich – einer Beschreibung der einstigen Festveranstaltung folgend – die Rückwand der Bühne zum beleuchteten Gartenparterre hin öffnete und ein Feuerwerk zur Verherrlichung der Kaiserin, der ungarischen Nation und des Wappens der kaiserlichen Familie abgebrannt wurde.

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Joseph Haydn (1732–1809): Sinfonie Nr. 85 in B-Dur «La Reine» Hob. I:85 (1785)
Adagio – Vivace / Romance. Allegretto / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Presto

85

SINFONIE NR. 85 B-DUR «LA REINE» HOB. I:85 (1785)

Besetzung: Fl, 2 Ob, 2 Fg, 2 Hr, Str
Entstehungsjahr: 1785

Adagio – Vivace / Romance. Allegretto / Menuet. Allegretto – Trio / Finale. Presto

 

von Christian Moritz-Bauer

Als Maria Theresia im Spätsommer 1773 zu Eszterház weilte, befand sich ihre jüngste Tochter, Erzherzogin Maria Antonia, längst zu Frankreich und mit dem dortigen Thronfolger Louis-Auguste, der als scheu, fromm und sittenstreng galt, verheiratet. Auch nannte man sie, die auf ihrer als bereits als Fünfzehnjährige angetretenen Brautfahrt gen Westen alles an ihre frühere Heimat Erinnernde, ihre Kleidung, ihren Schmuck, ja selbst ihren deutschen Namen ablegen musste, nunmehr Marie Antoinette, als die sie auch heute noch – befördert durch manch filmisches Porträt der letzten Jahre – für ihren individuellen wie extravaganten Lebensstil ein Begriff ist. Die Dauphine, die bald darauf zur vielbeachteten, vielkopierten wie letztlich auf geradezu tragische Weise vom eigenen Volk verachteten Königin der Franzosen wurde, war aber auch eine Musikerin von beachtlicher Begabung, sang und spielte das Cembalo wie die Harfe und galt überhaupt als eine Förderin der schönen Künste. In Paris frequentierte sie die bedeutendsten Orte des öffentlichen Lebens, namentlich die Oper. Der Komponist, dem Marie Antoinette dabei zeitlebens innigste Treue hielt war Christoph Willibald Ritter von Gluck, der ihr als Mädchen den Gesang und das Spiel diverser Tasten- wie Zupfinstrumente gelehrt hatte und den sie nun nach Versailles und Paris einlud. Mit ausgesprochenem Erfolg unterstützte sie Gluck dabei, das Musiktheater der französischen Hauptstadt mit Übertragungen seiner Wiener Reformopern „Orfeo“ und „Alceste“, sowie einer Serie von neukomponierten Tragédies, allen voran die „Armide“ von 1777, nachhaltig zu verändern.

Ab 1780 bot der Königin ihr Lustschloss Petit Trianon, nordwestlich des Schlosses von Versailles im sogenannten Petit Parc gelegen, die ideale Bühne ihren legendären Geschmack auszuleben, sich mit allerlei illustren Personen aus der Welt der Mode, der Literatur, des Theaters und der Musik zu vergnügen, worunter sich etwa so bekannte Persönlichkeiten wie Grétry, Delayrac und Monsigny, die Italiener Paisiello, Piccinni und Sacchini, der Dichter Beaumarchais, aber auch Antonio Salieri, Glucks Nachfolger im Pariser Opernleben, sowie ein gewisser Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges befanden. Als Geigenvirtuose, Komponist und Dirigent, aber auch als Athlet und Fechter mit karibischen Wurzeln weithin bekannt, soll dieser eine entscheidende, wenngleich nicht wirklich nachweisbare Rolle bei der Bestellung der sogenannten „Pariser Sinfonien“ Hob. I:82-87 von Joseph Haydn in Eszterház gespielt haben. Aus dieser (freilich recht wagen) Verbindung, bzw. den 1788 erschienenen ersten französischen Druckausgaben der bereits drei Jahre zuvor komponierten und von der Pariser Société Olympique, einer Freimaurerloge mit eigenem Orchester samt in der Salle des Gardes des Tuilerien-Palasts gegebener Konzertreihe aufgeführten Sinfonie B-Dur Hob. I:85, die unter dem Kopftitel „La Reine de France“ bzw. der Nennung des Beinamens „La Reine“ publiziert wurde, entstand schließlich die namentlich von Carl Ferdinand Pohl verbreitete These, dass sie ein Lieblingsstück von Marie Antoinette gewesen sein soll.

Wenngleich sich dies sich weder be- noch widerlegen lässt, zudem Pohls weitere Behauptung, Haydn habe für den zweiten Satz der selbigen die französische Romanze „La gentille et jeune Lisette“ verarbeitet wohl „unzutreffend“ ist, so lässt sich der Charakter von Haydns Musik, insbesondere der von den Anklängen an seine eigene Abschiedssinfonie von 1772 im Kopfsatz Vivace hervorgerufene – gemeint sind die dort immer wieder überraschend hereinbrechenden Skalengänge in f-Moll – doch ohne weiteres auch mit jenen düsteren Vorboten in Einklang bringen, die sich (nicht zuletzt ausgelöst durch den verhängnisvollen Betrugsskandal der „Halsbandaffäre“ des Jahres 1785) längst über der tragischen Gestalt der „Reine de France“ zusammenbrauten.

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Besetzung

Kammerorchester Basel
Giovanni Antonini, Leitung
Christian Tetzlaff, Violine

  • Besetzungsliste Orchester

    1. Violine Stefano Barneschi, Valentina Giusti Durand, Tamás Vásárhelyi, Boris Begelman, Irmgard Zavelberg, Rafael Becerra
    2. Violine Fabio Ravasi, Anna Faber, Aliza Vicente, Francesco Colletti, Maria Cristina Vasi
    Viola Dmitry Smirnov, Bodo Friedrich, Carlos Vallés García, Anne-Françoise Guezinga
    Violoncello Christoph Dangel, Hristo Kouzmanov, Georg Dettweiler
    Kontrabass Stefan Preyer, Peter Pudil
    Flöte Marco Brolli
    Oboe Thomas Meraner, Maike Buhrow
    Fagott Eyal Streett, Letizia Viola
    Horn Konstantin Timokhine, Mark Gebhart
    Trompete Christian Bruder, Dominic Wunderli
    Cembalo Andrea Buccarella
    Pauken Alexander Wäber

Vergangene Konzerte

Basel
Dienstag, 05.10.2021, 19.30 Uhr

Don Bosco Basel, Paul Sacher Saal

18.30 Uhr: Haydn-Lounge mit Giovanni Antonini
18.50 Uhr: Haydn-Lesung

Haydn-Suppe in der Konzertpause

Wien
Samstag, 09.10.2021 / 15:30

Musikverein Wien, grosser Saal

Biografien

Kammerorchester Basel
Orchester

Kammerorchester Basel

Orchester

Das Kammerorchester Basel ist fest in Basel verankert – mit den beiden Abonnements-Reihen im Stadtcasino Basel sowie in dem eigenen Proben- und Aufführungsort Don Bosco Basel. Weltweit und mit mehr als 60 Konzerten pro Saison ist das Kammerorchester Basel auf Tourneen unterwegs, an internationalen Festivals und in den wichtigsten europäischen Konzertsälen stets gerngesehener Gast.

2019 als erstes Orchester mit einem Schweizer Musikpreis geehrt, zeichnen das Kammerorchester Basel Exzellenz und Vielseitigkeit sowie Tiefgang und Durchhaltevermögen aus. Es taucht mit seinen Interpretationen tief in die jeweiligen thematischen und kompositorischen Welten ein: in der Vergangenheit mit dem «Basler Beethoven» oder mit Heinz Holliger und unserem «Schubert-Zyklus». Oder wie mit dem Langzeitprojekt Haydn2032, der Einspielung und Aufführung aller Sinfonien von Joseph Haydn bis ins Jahr 2032 unter der Leitung von Principal Guest Conductor Giovanni Antonini und gemeinsam mit dem Ensemble Il Giardino Armonico. Ab der laufenden Saison hat sich das Kammerorchester Basel vorgenommen, sich unter der Leitung des Alte-Musik-Spezialisten Philippe Herreweghe allen Sinfonien von Felix Mendelssohn Bartholdy zu widmen.

Mit ausgewählten Solistinnen und Solisten wie Maria João Pires, Jan Lisiecki, Isabelle Faust oder Christian Gerhaher arbeitet das Kammerorchester Basel immer wieder gerne zusammen. Unter der künstlerischen Leitung der KonzertmeisterInnen sowie unter der Stabführung ausgewählter Dirigenten wie u.a. Heinz Holliger, René Jacobs oder Pierre Bleuse präsentiert das Kammerorchester Basel sein breites Repertoire.

Die Konzertprogramme sind so vielfältig wie die 47 Musikerinnen und Musiker und reichen von Alter Musik auf historischen Instrumenten über historisch informierte Interpretationen bis hin zu zeitgenössischer Musik.

Ein Herzstück der Arbeit bildet die zukunftsweisende Vermittlungsarbeit bei partizipativen Grossprojekten im kreativen Austausch mit Kindern und Jugendlichen.
Eine umfangreiche, vielfach preisgekrönte Diskografie dokumentiert das künstlerische Schaffen des Kammerorchester Basel.

Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.

kammerorchesterbasel.ch

Giovanni Antonini
Dirigent

Giovanni Antonini

Dirigent

Der gebürtige Mailänder Giovanni Antonini studierte an der Civica Scuola di Musica und am Zentrum für alte Musik in Genf. Er ist Mitbegründer des Barockensembles Il Giardino Armonico, dessen Leitung er seit 1989 innehat. Mit dem Ensemble trat er als Dirigent und als Solist für Block-und Traversflöte in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Südamerika, Australien, Japan und Malaysia auf. Er ist künstlerischer Leiter des Wratislavia Cantans Festival in Polen und Erster Gastdirigent des Mozarteum Orchesters und des Kammerorchesters Basel.
Antonini hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Cecilia Bartoli, Isabelle Faust, Viktoria Mullova, Giuliano Carmignola, Giovanni Sollima, Sol Gabetta, Sumi Jo, Emmanuel Pahud, Katia und Marielle Labèque sowie Kristian Bezuidenhout.
Dank seiner erfolgreichen Arbeit ist Antonini gefragter Gastdirigent bei vielen führenden Orchestern. So gastiert er etwa regelmässig bei den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest Amsterdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Leipziger Gewandhausorchester, dem London Symphony Orchestra, dem Chicago Symphony Orchestra und dem Kammerorchester Basel.
Zu seinen Opernproduktionen gehören Händels «Giulio Cesare» und Bellinis «Norma» mit Cecilia Bartoli bei den Salzburger Festspielen. Im Jahr 2018 dirigierte er «Orlando» am Theater an der Wien und kehrte für Idomeneo an das Opernhaus Zürich zurück. In der Saison 21/22 wird er als Gastdirigent das Konzerthausorchester Berlin, Stavanger Symphony, Anima Eterna Bruges und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks dirigieren. Außerdem wird er Cavalieris Oper «Rappresentatione di Anima, et di Corpo» für das Theater an der Wien und eine Ballettproduktion von Haydns «Die Jahreszeiten» für das Wiener Staatsballett mit den Wiener Philharmonikern dirigieren. 

Mit Il Giardino Armonico hat Giovanni zahlreiche CDs mit Instrumentalwerken von Vivaldi, J.S. Bach (Brandenburgische Konzerte), Biber und Locke für Teldec aufgenommen. Mit Naïve nahm er Vivaldis Oper «Ottone in Villa» auf, und mit Il Giardino Armonico für Decca spielte er «Alleluia» mit Julia Lezhneva und «La morte della Ragione» ein, Sammlungen von Instrumentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts. Mit dem Kammerorchester Basel hat er die gesamten Beethoven-Sinfonien für Sony Classical aufgenommen und mit Emmanuel Pahud für Warner Classics eine CD mit Flötenkonzerten unter dem Titel «Revolution». Im Jahr 2013 dirigierte er eine Aufnahme von Bellinis «Norma» für Decca in Zusammenarbeit mit dem Orchestra La Scintilla.

Antonini ist künstlerischer Leiter des Projekts Haydn 2032, mit dem die Vision verwirklicht werden soll, bis zum 300. Jahrestag der Geburt des Komponisten sämtliche Sinfonien von Joseph Haydn aufzunehmen und mit Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel aufzuführen. Die ersten 12 Editionen sind beim Label Alpha Classics erschienen, jährlich sind zwei weitere Editionen geplant.

Christian Tetzlaff
Violine

Christian Tetzlaff

Violine

Christian Tetzlaff ist seit Jahren einer der gefragtesten Geiger und spannendsten Musiker der Klassikwelt. Im Mai 2015 schrieb The Guardian nach seinem Beethoven-Violinkonzert mit dem London Symphony Orchestra unter Daniel Harding: “The greatest performance of the work I’ve ever heard“.

Konzerte mit Christian Tetzlaff werden oft zu einer existenziellen Erfahrung für Interpret und Publikum gleichermaßen, altvertraute Stücke erscheinen plötzlich in völlig neuem Licht. Daneben lenkt er den Blick immer wieder auf vergessene Meisterwerke wie das Violinkonzert von Joseph Joachim, für das er sich erfolgreich stark gemacht hat, oder das Violinkonzert Nr. 22 von Giovanni Battista Viotti, einem Zeitgenossen Mozarts und Beethovens. Zudem engagiert sich Christian Tetzlaff für gehaltvolle neue Werke, wie das von ihm im Jahre 2013 uraufgeführte Violinkonzert von Jörg Widmann, im Repertoire zu etablieren – er pflegt ein ungewöhnlich breites Repertoire und gibt rund 100 Konzerte pro Jahr.

Christian Tetzlaff wird regelmäßig gebeten, als Residenzkünstler bei Orchestern und Veranstaltern über einen längeren Zeitraum seine musikalischen Sichtweisen zu präsentieren, so u. a. bei den Berliner Philharmonikern und der Londoner Wigmore Hall. In der Saison 2018/2019 war er «Artist in Residence» gleichzeitig beim Seoul Philharmonic Orchestra und den Dresdner Philharmonikern, in der Saison 2020/2021 wird ihm diese Ehre beim London Symphony Orchestra zuteil, mit geplanten drei Konzertblöcken unter der Leitung von Antonio Pappano, Susanna Mälkki und Robin Ticciati, die voraussichtlich in der übernächsten Spielzeit stattfinden werden. Im Verlauf seiner Karriere gastierte Christian Tetzlaff mit allen großen Orchestern, darunter den Wiener und New Yorker Philharmonikern, dem Concertgebouworkest in Amsterdam und allen Londoner Orchestern. Er arbeitete mit legendären Maestri wie Sergiu Celibidache, Bernard Haitink, Lorin Maazel und Kurt Masur, aber auch in jüngerer Zeit mit Barbara Hannigan, Christoph von Dohnányi, Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Andris Nelsons, Sir Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen und Michael Tilson Thomas, um nur einige zu nennen.

Höhepunkte der Spielzeit 2019/2020 waren Konzerte mit dem National Symphony Orchestra Washington mit Christoph Eschenbach, dem Seoul Philharmonic Orchestra mit Manfred Honeck, dem Deutschen Symphonie- Orchester Berlin mit Robin Ticciati und dem NDR Elbphilharmonie Orchester mit Karina Cannelakis. Einige Veranstaltungen werden in die kommenden Saison verschoben, darunter Einladungen des Metropolitan Orchestra New York, der Berliner Philharmoniker, bei den Festspielen Baden-Baden, des Orchestre de Paris und Philharmonia Orchestra. Ein Konzert mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt wurde ohne Publikum im Internet dargeboten. Die Planung der Saison 2020/2021 beinhaltet Tourneen nach Australien und in die USA, sowie eine Tournee mit dem Bundesjugendorchester, mit der Kammerakademie Potsdam und Einladungen zum Budapest Festivalorchester, Mozartorchester Lugano und Orchestre National de Belgique.

Was den 1966 in Hamburg geborenen und inzwischen mit seiner Familie in Berlin lebenden Musiker so einzigartig macht, sind – neben seinem großen geigerischen Können – vor allem drei Dinge: Er nimmt den Notentext wörtlich, er versteht Musik als Sprache, und er liest die großen Werke als Erzählungen, die existenzielle Einsichten spiegeln. Was hier ganz selbstverständlich klingt, ist im Konzertalltag ein eher ungewöhnlicher Ansatz.

Wenn Christian Tetzlaff den Notentext so tief wie möglich zu erfüllen versucht – ohne Rücksicht auf die „Aufführungstradition“ und ohne sich die oft üblichen geigentechnischen Erleichterungen zu gönnen – dann zeigen sich die altbekannten großen Werke oft in neuer Klarheit und Schärfe. Als Geiger versucht Tetzlaff hinter dem Werk zu verschwinden – und das macht seine Interpretationen paradoxerweise sehr individuell.

Zum Zweiten «spricht» Christian Tetzlaff mit seiner Geige, sein Spiel umfasst, wie die menschliche Sprache, eine große Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten und ist nicht allein auf Wohlklang und virtuosen Glanz ausgerichtet.

Vor allem aber versteht er die Meisterwerke als Geschichten, die von zentralen Erfahrungen handeln. In ihrer Musik haben die Komponisten intensivste Gefühle, höchstes Glück und tiefste Krisen verarbeitet, und so begibt sich auch Christian Tetzlaff als Musiker in diese Grenzbereiche der Emotionen und der musikalischen Gestaltung. In vielen Stücken geht es um nichts Geringeres als um Leben und Tod. Das dem Publikum zu vermitteln, ist Christian Tetzlaffs Ziel.

Bezeichnenderweise hat Tetzlaff viele Jahre in Jugendorchestern gespielt, in Uwe-Martin Haiberg an der Musikhochschule Lübeck hatte er einen Lehrer, für den die musikalische Interpretation der Schlüssel zur Geigentechnik war – nicht umgekehrt.

Bereits 1994 gründete Christian Tetzlaff sein eigenes Streichquartett, und bis heute liegt ihm die Kammermusik ebenso am Herzen wie seine Arbeit als Solist mit und ohne Orchester. Jedes Jahr unternimmt er mit dem Tetzlaff Quartett mindestens eine ausgedehnte Tournee, so auch in der vergangenen Saison mit Konzerten in der Elbphilharmonie Hamburg, der Philharmonie Berlin, Palais des Beaux Arts Bruxelles und Wigmore Hall London und in 2020/2021 u. a. im Théâtre des Champs-Elysées Paris.

Das Tetzlaff Quartett wurde 2015 mit dem Diapason d’or ausgezeichnet; das Trio mit seiner Schwester Tanja Tetzlaff und dem Pianisten Lars Vogt wurde für den Grammy nominiert. Für seine CD-Aufnahmen hat Christian Tetzlaff zahlreiche Preise erhalten, zuletzt den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik 2018, den Diapason d’or im Juli 2018 und den Midem Classical Award in 2017. Zuletzt erschien im Herbst 2019 bei Ondine die neue Einspielung der Violinkonzerte von Beethoven und Sibelius mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Robin Ticciati und erntete Begeisterung bei Presse und Publikum. Ein besonderes Anliegen sind ihm seit jeher die Solo-Sonaten und Partiten von Bach, deren Aufnahmen er 2017 zum dritten Mal veröffentlichte. The Strad Magazin lobte diese Aufnahme als „aufmerksame und lebendige Antwort auf die Schönheiten der Bach‘schen Solowerke“. Auch in seinem Konzertkalender sind sie inzwischen fester Bestandteil, so eröffnete er die letzte Sasion das Schleswig-Holstein Musik Festival mit einem Solorezital im ausverkauften großen Saal der Elbphilharmonie und war auch in St. Petersburg, Moskau und in der Philharmonie Berlin solo zu erleben. In der Saison 2020/2021 kommen weitere Soloabende in der Alten Oper Frankfurt, im Pierre Boulez Saal Berlin, Kulturpalast Dresden und St Luke’s Centre London hinzu.

Christian Tetzlaff spielt eine Geige des deutschen Geigenbauers Peter Greiner und unterrichtet regelmäßig an der Kronberg Academy.

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© Carl de Keyzer / Magnum Photos

Biografie

Carl de Keyzer
Fotograf

Carl de Keyzer

Fotograf

Carl de Keyzer begann seine Karriere als freiberuflicher Fotograf 1982, während er gleichzeitig als Dozent für Fotografie an der Königlichen Akademie für Schöne Künste in Gent, Belgien, tätig war. Sein Interesse an der Arbeit anderer Fotografen führte dazu, dass er die Galerie XYZ-Photography mitbegründete und mitleitete. 1990 wurde er für den Magnum-Preis nominiert und 1994 wurde er Mitglied bei Magnum Photos.  De Keyzer beschäftigt sich gerne mit groß angelegten Projekten und allgemeinen Motiven. Seinen Arbeiten liegt der Gedanke zugrunde, dass in überbevölkerten Gebieten die Zerstörung bereits eingesetzt hat und die Infrastrukturen kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Sein Stil ist nicht von Einzelbildern geprägt sondern er bevorzugt vielmehr eine Ansammlung von Bildern, die mit Wörtern interagieren.

Nennen wir ihn Haydn, obwohl unter seinem „Heiraths-Contract“ von 1760 Häydn steht und Haidn im Wiener Sterberegister von 1809. In dem 1761 mit Paul Anton Esterházy abgeschlossenen Dienstkontrakt steht Heyden. Punkt Zwei dieses Vertrages, mit dem er sich als „Vice-Capel-Meister“ dem Fürsten verpflichtete, legte ausdrücklich fest, dass die Musiker sich vor „der hohen Herrschafft“ bei Aufführungen „in weissen strimpffen, weisser wäsche, eingepudert, und entweder in zopf, oder harbeutel, Jedoch durch aus gleich sich sehen lassen.“ Darauf sollte der „als ein haus-officier“ geführte Haydn, dessen Schwiegervater ausgerechnet Perückenmacher war, sorgfältig achtgeben und auch die anderen „Musicis“ entsprechend anleiten, aber „nicht Brutal, sondern mit glimpff, und arth“.

Ausschnitt aus dem Essay «Paroquen, Harbeutel, Haydn» von Bruno Preisendörfer


Der Essay «Paroquen, Harbeutel, Haydn» von Bruno Preisendörfer wird in der Schallplatten-Edition Vol. 15 erscheinen.

Biografie

Bruno Preisendörfer
Autor

Bruno Preisendörfer

Autor

Bruno Preisendörfer wurde 1957 in Unterfranken bei Aschaffenburg geboren. Er studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und an der Freien Universität Berlin. Von 1987 bis 1999 war er als Zeitschriftenredakteur tätig. Preisendörfer ist freischaffender Publizist und Schriftsteller mit eigener Internetzeitschrift (www.fackelkopf.de) und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. den Erzählungsband Die Beleidigungen des Glücks (2006), die Streitschrift Das Bildungsprivileg (2008), den Internatsroman Die Schutzbefohlenen (2013) und die kulturgeschichtlichen Sachbücher Als Deutschland noch nicht Deutschland war. Reise in die Goethezeit (2015), Als unser Deutsch erfunden wurde. Reise in die Lutherzeit (2016, ausgezeichnet mit dem NDR-Kultur Sachbuchpreis) und Als die Musik in Deutschland spielte. Reise in die Bachzeit (2019). Im Herbst 2021 erscheint Als Deutschland erstmals einig wurde. Reise in die Bismarckzeit.